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Telefonseelsorge fehlen Mitarbeiter

  • Freitag, 15. Februar 2019
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Mainz – In Gesprächen mit Telefonseelsorgen finden viele Menschen Halt und Zuflucht. Meist schenken ihnen dort Ehrenamtliche ein offenes Ohr. Doch in Rheinland-Pfalz fehlen genau die vielerorts, wie die Verantwortlichen zwischen Koblenz und Kaiserlautern schildern.

Bei der Telefonseelsorge Mittelrhein in Koblenz etwa arbeiten 70 Ehrenamtliche. „Ein gutes Maß wären 80“, sagte Ulrich Heinen vom Leitungsteam. Weniger Mitarbeiter führten dazu, dass die Belastung für aktive Ehrenamtliche steige und Dienste ausfielen. Das könne etwa dazu führen, dass einzelne Ehrenamtliche bis zu fünf Dienste von je vier Stunden im Monat machten. Das sei für Berufstätige viel.

Bleiben einzelne Dienste frei, würden Telefonate an Kollegen benachbarter Stellen weitergeleitet. „Das kann für die Anrufer unter Umständen bedeuten, dass sie die Telefonseelsorge schlechter erreichen können. Manche müssen drei- bis fünfmal anrufen, um eine freie Leitung zu bekommen“, sagte Heinen. Gerade in Abendstunden, wenn die meisten Telefonate eingingen, könne es zum „Notstand“ kommen. 

„Um einen Dienstplan in einer Telefonseelsorgestelle rund um die Uhr voll zu besetzen, braucht man etwa 75 bis 80 Ehrenamtliche“, sagte der Beauftragte der Telefonseelsorge des Bistums Trier, Dirk Hennen.

Die Diözese koordiniert als katholischer Träger die Telefonseelsorgestellen in Trier, Saarbrücken, Bad Kreuznach und Koblenz. Wieviele Ehrenamtliche eine Stelle genau brauche, hänge unter anderem davon ab, wie hoch die berufliche Belastung der einzelnen Ehrenamtlichen sei. „Bei zwei bis drei Schichten im Monat, bei denen in der Regel auch noch eine Nachtschicht dabei ist, ist das eine Arbeit, die nicht zu unterschätzen ist“, sagte Hennen.

Noch bis vor Kurzem war auch die Situation der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden mit Sitz in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt kritisch. „In den letzten beiden Jahren waren die Bewerberzahlen zu gering“, sagte Leiter Christopher Linden. Inzwischen gebe es wieder 72 Ehrenamtliche, das seien aber immer noch weniger als vor zwei Jahren.

Interessenten zu finden, sei schwierig, sagte Heinen in Koblenz. „Telefonseelsorge ist etwas, was im Verborgenen geschieht. Trotz ihres guten Rufs kann sich nicht jeder etwas unter der Arbeit vorstellen.“ Die Anonymität sei auch für das Anwerben neuer Helfer eine Schwierigkeit, meinte Hennen vom Bistum Trier. Da nicht nur die Anrufer, sondern auch Mitarbeiter anonym blieben, könnten diese nicht gezielt Bekannte und Verwandte ansprechen. „Das Hinzugewinnen neuer Ehrenamtlicher passiert so nicht – wie oft üblich – im Freundes- oder Bekanntenkreis.“

Ein weiteres Problem ist die hohe Fluktuation bei Ehrenamtlichen. Um zu verhindern, dass Ehrenamtliche bereits nach der eineinhalbjährigen Ausbildung wieder aussteigen, gibt es bei der Telefonseelsorge Pfalz in Kaiserslautern eine Vereinbarung, sagte Ursula Adam vom Leitungsteam. Ehrenamtliche müssten mindestens zwei Jahre bleiben. Die müssten belastbar sein und tolerant gegenüber verschiedenen Lebenskonzepten, sagte Adam. Um Erlebtes und Gehörtes zu verarbeiten, bietet die Telefonseelsorge regelmäßig Supervisionen für Ehrenamtliche an.

dpa

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