Vermischtes

Telemedizin: Kry zieht sich aus Deutschland zurück

  • Mittwoch, 2. November 2022
/insta_photos, stock.adobe.com
/insta_photos, stock.adobe.com

Berlin – Einer der größten Anbieter von Telemedizin zieht sich aus dem deutschen Markt zurück: Kry stellt zum Jahresende seine Arbeit hierzulande ein. Die Deutschlandeinheit des schwedischen Digital-Health-Unterneh­mens konnte Profiterwartungen nicht erfüllen.

In den zurückliegenden Tagen wurden registrierte Nutzer bereits über das nahende Ende informiert: „Wir be­dauern sehr, Dir mitteilen zu müssen, dass wir unsere Kry-Services ab Dezember 2022 einstellen werden“, heißt es in einem Kundenmailing, das dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.

Die Entscheidung sei dem Unternehmen nicht leicht gefallen, „aber aufgrund der veränderten Marktbedingun­gen werden wir vorerst unseren Fokus auf die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen in anderen Märkten legen“.

Der Nutzungsvertrag und der AOK-Plus-Zugang würden deshalb zu Ende November 2022 gekündigt. Der letzte Tag, an dem die Plattform Videosprechstunden gebucht werden können, sei der 30. November, am 1. Dezember werde dann das Konto geschlossen und der Zugriff danach nicht mehr möglich sein.

Während personenbezogene Daten von den Servern gelöscht würden, seien Behandlungsdaten ab Dezember in der Verwaltung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Habe man verbleibende Fragen, solle man sich künftig direkt an die Ärzte wenden.

Unternehmen bestätigt den Schritt auf Anfrage. „Leider mussten wir im Sommer dieses Jahres die schwierige Entscheidung treffen, die Kry-Dienste in Deutschland ab dem 1. Dezember 2022 einzustellen“, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage. „Dies betrifft auch die Kry App und die dazugehörige Videosprechstunde.“ Der Rückzug sei in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Kooperationspartnern geplant worden.

Die Entscheidung sei eine Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen, „welche zur Folge haben, dass wir das Ziel Profitabilität schneller als geplant erreichen müssen“. Deshalb werde sich die Unternehmensgruppe bis auf Weiteres auf die Märkte in Schweden, Norwegen, Frankreich und Großbritannien fokussieren.

Kry, in Frankreich und Großbritannien auch unter dem Firmennamen Livi bekannt, wurde 2014 in Stockholm ge­gründet und ist in den folgenden Jahren europaweit stetig expandiert. Unter anderem konnte das Unternehmen 2017 den Technikchef des Musikdienstes Spotifiy, Andreas Mattson, sowie 2019 die Digitalchefin des NHS Eng­land, Juliet Bauer, rekrutieren.

2019 wagte Kry den Schritt auf den deutschen Markt und konnte sich schnell neben Teleclinic als bekanntester Telemedizinanbieter etablieren. Ebenfalls seit 2019 hatte Kry bereits mit einem eigenen System für elektroni­sche Verordnungen gearbeitet, bei denen es sich jedoch nur Privatrezepte handelte.

Wie groß der Marktanteil war und ist, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen in Deutschland beschäftigt und mit wie vielen Ärzten es kooperiert, will es auf Anfrage nicht erklären. Allerdings soll die Einstellung der Leis­tungen in Deutschland nicht das komplette Ende sein.

Die deutsche Tochtergesellschaft DMS Digital Medical Supply Germany werde weiterhin bestehen bleiben und ein Teil des Berliner Teams künftig ihre Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Märkten unterstützen.

Dennoch baut Kry Stellen ab. „Leider musste auch ein Teil des Teams das Unternehmen in den letzten Wochen und Monaten verlassen.“ Wie viele Mitarbeiter genau entlassen wurden und werden, könne man nicht bekannt­geben.

Auch hierzulande wolle man aktiv bleiben – und hält sich eine Hintertür offen. „Obwohl wir unsere Dienste nun einstweilen einstellen, bleibt die digitale Transformation des Gesundheitswesens in Deutschland eine dring­liche Aufgabe und wir wollen einen Wiedereinstieg in den deutschen Markt im Auge behalten“, erklärte der Sprecher.

lau

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung