Tod nach Krebs-Therapie: Ermittler nehmen Wirkstoff ins Visier
Mönchengladbach – Nach dem Tod von drei Patienten eines alternativen Krebs-Therapiezentrums konzentrieren sich die Ermittler auf den Behandlungswirkstoff „3-Bromopyruvat“. „Es gibt die Arbeitsthese, dass mit dem Wirkstoff etwas nicht in Ordnung war“, sagte Oberstaatsanwalt Axel Stahl heute in Mönchengladbach. Möglicherweise sei der Stoff verunreinigt oder die Dosierung nicht richtig gewesen, sagte Stahl.
Der Heilpraktiker und Praxisinhaber Klaus R., gegen den ermittelt wird, habe den Wirkstoff aber verwenden dürfen. „3-Bromopyruvat ist ein experimenteller Wirkstoff, der weltweit in der Tumortherapie eingesetzt wird“, sagte Stahl. Das Präparat wird nach Angaben des Krebsinformationsdienstes in Heidelberg seit einigen Jahren in „experimentellen Grundlagenstudien“ untersucht. Bislang hat es demnach erst Untersuchungen an Zellkulturen in der Petrischale und erste Studien an Mäusen und Ratten gegeben. Es gab bislang noch keine klinischen Studien am Menschen, die Voraussetzung für eine Zulassung als Arzneimittel wären.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Betreiber der Praxis in Brüggen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen: Zwei Patienten werden diesen Angaben zufolge nach lebensbedrohlichen Beschwerden noch ärztlich behandelt. Insgesamt seien 69 Patienten der Praxis gestorben.
Stahl betonte, der Heilpraktiker habe mögliche Behandlungsfehler zurückgewiesen. Der Beschuldigte habe „im Wesentlichen pauschal bestritten, dass etwas falsch gelaufen sei“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Mittel und den Todesfällen gibt, ist nach wie vor nicht endgültig geklärt. „Diesen Beweis können wir noch nicht abschließend führen“, sagte Stahl. Die Untersuchungen auch der Gerichtsmedizin würden voraussichtlich noch mehrere Wochen andauern. Es müsse unter anderem geklärt werden, in welcher Konzentration das Mittel den Patienten verabreicht worden sei.
Einem Großteil der Patienten, die sich in der Praxis in Brüggen behandeln ließen, konnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus schulmedizinischer Sicht nicht mehr geholfen werden.
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