Umfrage: Oberärzte haben wenig Interesse an Chefarztposition

Berlin – Nur ein kleiner Teil der Oberärzte an deutschen Universitätskliniken strebt offenbar einen Chefarztposten an. Das zeigt eine Onlinebefragung des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie im Auftrag der Personalberatung Rochus Mummert.
An der Befragung zwischen März und Mai dieses Jahres hatten 384 Oberärzte deutscher Universitätskliniken teilgenommen. Die Untersuchung schließt an eine gemeinsame Arbeit aus dem Jahr 2017 an. Der aktuellen Ergebung zufolge streben 14 Prozent der befragten Oberärzte die klassische Chefarztkarriere an. In der Position der Oberärzte verbleiben wollen 22 Prozent.
Rund acht Prozent der Befragten zielen auf eine Karriere im traditionellen Ordinariat. 23 Prozent sehen die universitäre Sektionsleitung und mit aggregierten rund 22 Prozent die Universitätsprofessur (20 Prozent) sowie die Juniorprofessur (zwei Prozent) als Karrierepfade an.
Die Selbstständigkeit spielt für acht Prozent der Befragten als nächsten Karriereschritt eine Rolle. Drei Prozent können sich den Weg in die Industrie oder in die Beratung in naher Zukunft vorstellen.
Die Gründe für den offenbar seltenen Wunsch, einen Chefarztposten anzustreben, sind unterschiedlich. Zwar fühlen sich viele Oberärztinnen und Oberärzte laut Befragung grundsätzlich für Managementtätigkeiten kompetent genug, aber das Interesse zur Übernahme solcher Aufgaben fehlt weitgehend.
Gefragt nach einer idealen Aufteilung ihres Arbeitsalltags sollen bestenfalls nur zwölf Prozent der Arbeitszeit auf Managementtätigkeiten entfallen. Die kurative Versorgung der Patienten steht mit 55 Prozent im Mittelpunkt des gewünschten Arbeitsspektrums. Dahinter folgen Forschung (19 Prozent) und Lehre (14 Prozent).
Innerhalb der Krankenhäuser zeichnet sich damit ein Karrierewandel ab, weg von Spitzenkarrieren, hin zu Sektionsleitungen oder Oberarztlaufbahnen, schreibt Rochus Mummert. Die Angaben zeigten, dass die Chefarztlaufbahn an Attraktivität verliere, Oberärzte weiter kurativ in der Medizin tätig sein wollten und eine zu starke Einbindung in Managementtätigkeiten meiden.
Die Ergebnisse legten zwei Entwicklungen nahe, die in Kombination auf „dramatische Weise die Nachwuchsproblematik“ im deutschen Kliniksektor aufzeigten, sagte Florian Liberatore, Privatdozent am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie und wissenschaftlicher Studienleiter. Der Kampf um qualifiziertes Fach- und Führungspersonal werde sich in der Fläche weiter verschärfen.
„In naher Zukunft werden zentrale Positionen nicht mehr besetzt werden können. Gerade kleinere Häuser werden diese Realität stark spüren. Das wird den Markt nachhaltig verändern.“ Aus Sicht der Unternehmensberatung fehlt es an einem gezielten Kompetenzaufbau im Bereich Führung und Leadership.
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