Umgang mit Diabetes: Modellprojekt für Erzieher und Lehrer

Mainz – Erzieher und Lehrer können sich in Rheinland-Pfalz fortan regelmäßig für den Umgang mit diabetischen Kindern und Jugendlichen fortbilden lassen. Das teilte heute das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz mit. „Chronisch kranke Kinder sollen genauso am Kita- oder Schulleben teilhaben wie gesunde Kinder“, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig.
Bei dem den Ministeriumsangaben zufolge bundesweit ersten Schulungskonzept dieser Art wird Basiswissen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen vermittelt, die an Diabetes Typ 1 leiden. An dem Projekt beteiligt sind der Diabetes-Kinderhilfeverein, das rheinland-pfälzische Bildungsministerium sowie Ärzte, Diabetesberater und Hersteller von Diabetes-Hilfsmitteln. „Qualifizierte Diabetesteams erteilen praxisnahe Schulungen. Den pädagogischen Fach- und Lehrkräften wird ein Basiswissen vermittelt, das ihnen Ängste und die Befangenheit im Umgang mit Kindern mit einem insulinpflichtigen Diabetes Typ 1 nimmt“, erklärte Marlies Neese, Vorsitzende des Vereins Hilfe für Kinder und Jugendliche bei Diabetes mellitus.
Die Debatte um Kinder mit Diabetes Typ 1 war in den vergangenen Wochen mehrfach hochgekocht. Einerseits hatte das Sozialgericht Fulda hat in einem einstweiligen Rechtsschutzverfahren entschieden, dass der Vogelsbergkreis die Kosten für die erforderliche persönliche Schulbegleitung eines zuckerkranken Erstklässlers übernehmen soll. Der Kreis reichte jedoch Beschwerde ein. Die endgültige Entscheidung in der Hauptsache steht noch aus. Andererseits ging es um die Überforderung von Lehrern bei einer medizinischen Versorgung von chronisch kranken Kindern.
Betroffene Kinder brauchen Unterstützung
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hatte zuletzt vor diesem Hintergrund bundeseinheitliche Regelungen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gefordert, die an Diabetes Typ 1 erkrankt sind. „Bei den Betroffenen muss der Blutzuckerspiegel mehrmals täglich kontrolliert und durch die Verabreichung von Insulin angepasst werden“, sagte Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. „Dafür benötigen gerade jüngere Kinder häufig auch in der Schule Unterstützung.“
Um Kinder mit Diabetes Typ 1 in Kita und Schule erfolgreich integrieren zu können, sei in manchen Fällen eine persönliche Schulbetreuung notwendig – zumindest so lange bis die Betroffenen soweit geschult sind, dass eine intensive Beaufsichtigung nicht mehr notwendig ist. Zudem sei für eine gute schulische Integration mindestens eine zweistündige Schulung des pädagogischen Personals durch Diabetesspezialisten relevant. Für die Durchführung und Finanzierung dieser Schulung existiert laut DDG jedoch bisher bundesweit keine einheitliche Lösung.
„Wir als Diabetesexperten fordern schon seit langem eine bundeseinheitliche Regelung zur Integration von diabeteskranken Kindern in der Schule und in der Kita“, sagte Ralph Ziegler, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der DDG. Nur mit einer bundesweit einheitlichen Lösung in Form einer gesicherten Schulung könnten Erziehern und Lehrern Unsicherheiten oder Ängste genommen und Kinder mit Diabetes in ihr gesellschaftliches Umfeld integriert werden.
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