Lehrer bei Medizinversorgung in Inklusionsklassen überfordert

Düsseldorf – Lehrkräfte in Inklusionsklassen sehen sich bei der notwendigen medizinischen Versorgung ihrer Schüler zunehmend überfordert. So gehöre die Assistenz bei der Medikamentengabe nicht zum Bildungs- und Erziehungsauftrag eines Lehrers, erklärte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, zu Beginn des Deutschen Schulleiterkongresses heute in Düsseldorf. Bereits Anfang der Woche hatten Beckmann und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Um schulische Inklusion zu ermöglichen und Bitten der Eltern nachzukommen, begäben sich Lehrkräfte bei der medizinischen Versorgung häufig „in Graubereiche des Rechts“. Die Politik provoziere „eine Freiwilligkeitsfalle mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen“, sagte Beckmann.
Die Lehrergewerkschaft VBE fordert daher den flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften. Neben der regelmäßigen Untersuchung beim Kinder- und Jugendarzt müsse die medizinische Betreuung der Schüler im Schulalltag sichergesellt werden. Darüber hinaus könnten die medizinischen Assistenten die Lehrer auch bei Gesundheits- und Präventionsprojekten unterstützen.
Bei etwa jedem zehnten Schüler werden nach Angaben des VBE langanhaltende körperliche und psychische Auffälligkeiten festgestellt. Insbesondere das Auftreten von Diabetes-Typ-2-Erkrankungen habe sich in den letzten Jahren verfünffacht.
Durch den gemeinsamen Regelunterricht für Kinder mit und ohne Behinderung seien nicht nur die pädagogischen Herausforderungen, sondern auch der Anspruch auf eine medizinische Versorgung der Kinder gestiegen, betonte Beckmann. „Da geht es nicht um Schnupfen, sondern um Epilepsie oder schwerwiegende Allergien sowie chronische Erkrankungen.“ Dafür seien Lehrer jedoch nicht ausgebildet und qualifiziert.
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