Ärzteschaft

Umweltstandards müssen Teil der Zulassung von Arzneimitteln werden

  • Mittwoch, 24. Mai 2017
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Freiburg – Umweltstandards müssen weltweit Teil der Zulassung pharmazeutischer Produkte werden. Dies muss insbesondere für Antibiotika und Chemotherapeutika gelten, wie aus einem Antrag des Deutschen Ärztetags hervorgeht. Die Abgeordneten des Ärzteparlaments, die das Papier heute einstimmig verabschiedeten, fordern die Bundesregierung darin auf, sich für eine Anpassung der Zulassungskriterien einzusetzen.

„Die Einhaltung von Umweltstandards in der internationalen Produktion ist bislang kein Kriterium für die Zulassung von Medikamenten für den deutschen und internationalen Markt“, heißt es in dem Entschließungsantrag. Die drei Antragsteller warnen darin vor den zunehmenden Gefahren durch die Selektion und Verbreitung multiresistenter Erreger im Zuge der internationalen Produktion von Antibiotika und anderen Antiinfektiva.

„Wir alle sind in der Klinik und in der Praxis zunehmend multiresistenten Keimen ausgesetzt“, sagte Robin T. Maitra, Delegierter der Landesärztekammer Baden-Württemberg und einer der Antragsteller, heute im Plenum. Die Produktion von Antibiotika und Antiinfektiva seien „nennenswert“ nach Indien ausgelagert worden. Dort gebe es keine oder nur sehr geringe Umweltauflagen, die in großen Teilen auch nicht eingehalten würden.

Maitra wies darauf hin, dass zuletzt in Untersuchungen gezeigt worden sei, dass multiresistente Keime in Indien massiv in die Umwelt gelangten. „Das ist ein Problem, das nicht nur vor Ort entsteht, sondern auch uns über kurz oder lang erreichen wird“, erklärte er. Dem Delegierte der Landesärztekammer Baden-Württemberg zufolge gebe es momentan keinerlei Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Die einzige Variante wäre, die Zulassungskriterien zu verschärfen, indem dort Umweltstandards festgesetzt würden, betonte er.

Erst kürzlich waren in Gewässern rund um Pharmafabriken in Indien nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung extrem hohe Konzentrationen an Arzneimittel­rückständen nachgewiesen worden. In Proben ließ sich zudem eine Vielzahl multiresistenter Keime analysieren, unter anderen ESBL und Carbapenemasen. Mit dem Problem der Antibiotikaresistenzen und der dadurch wachsenden Gefahr für die Gesundheitsversorgung hatten sich auch die G20-Staaten befasst.

Der Ärztetag widmete sich dem Thema in zwei weitere Anträgen, mit denen das Ministerium einerseits aufgefordert wird, die Versorgung mit Antibiotika und Impfstoffen sicherzustellen.

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