Vermischtes

Umweltver­schmutzungen gefährden menschliche Gesundheit

  • Freitag, 18. August 2023
/alphaspirit, stock.adobe.com
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Wuppertal – Umweltverschmutzungen gefährden in vielerlei Hinsicht die menschliche Gesundheit. Darauf haben Experten der Bergischen Universität Wuppertal kürzlich im Vorfeld einer internationalen Umweltkonfe­renz hingewiesen, die im September an der Universität stattfindet.

Das Ausmaß an Umweltverschmutzungen sei gigantisch, betonte Jörg Rinklebe, Professor für Boden- und Grundwassermanagement an der Bergischen Universität und Präsident der Konferenz, vor Journalisten. Sie seien ein allgegenwärtiges Problem für die Menschheit.

„Es ist nun an der Zeit, dass wir uns dem größten Umweltproblem unserer Zeit widmen: den Umweltver­schmutzungen, die auch den Klimawandel mit bedingen“, so Rinklebe. „Wir möchten dazu beitragen, das Problem der Umweltverschmutzungen mehr in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken.“

Dafür werden in diesem Jahr erstmals die Internationale Konferenz zur Biogeochemie der Spurenelemente (ICOBTE) und die Internationale Konferenz über Schwermetalle in der Umwelt (ICHMET) gemeinsam aus­gerichtet. Das Motto der Tagung, die vom 6. bis 10. September an der Bergischen Universität stattfindet, lautet: „Clean Environment, Human Health, Our Future“.

„Jahrhundertgift“ in alltäglichen Produkten

„Täglich haben wir in unserem Leben mit Umweltverschmutzungen zu tun: zum Beispiel mit dem Eintrag von Mikroplastik, von Hormonen oder Antibiotika in die Umwelt“, sagte Rinklebe. „Dabei sind die Auswirkungen, zum Beispiel von Mikroplastik im menschlichen Körper im Hinblick auf Thrombosen oder Krebserkrankungen, noch nicht wissenschaftlich untersucht.“

Problematisch sei zudem, dass viele Produkte zugelassen würden, die zuvor nicht auf ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit untersucht worden sind, zum Beispiel Asbest oder per- und polyfluorierte Alkyl­ver­bindungen (PFAS). „PFAS werden mittlerweile als Jahrhundertgift bezeichnet“, so Rinklebe.

„Sie sind in zahlreichen Produkten enthalten, die wir Menschen benutzen: in Coffee-To-Go-Bechern, in Core­tex-Bekleidung, in beschichteten Pfannen oder in Zahnseide. Dabei wirken sie toxisch auf den menschlichen Organis­mus.“ Die Europäische Union überlege deshalb gerade, sie grundsätzlich zu verbieten.

Darüber hinaus führten Umweltverschmutzungen zur Belastung von Sedi­men­ten und Böden, so Rinklebe. Über das Grundwasser oder über Nahrungs­mitteln, die auf diesen Böden wachsen, gelangten sie dann in den menschlichen Organismus. „Gesunde Lebensmittel kann es nur auf saube­ren Böden geben“, betonte Rinklebe. Dabei müssten die Auswirkun­gen der Umweltverschmutzung auf den menschlichen Körper noch besser unter­sucht werden. Hier bestehe ein großer Handlungsbedarf.

Spurenelemente nicht überdosieren

Julia Bornhorst, Professorin für Lebensmittelchemie mit dem Schwerpunkt Toxikologie an der Bergischen Universität, wies darauf hin, dass auch Ärztinnen und Ärzte an der Tagung teilnähmen. In der Zusammenarbeit mit Medizi­nern gehe es unter anderem darum, zu bestimmen, wann Menschen mit Spurenelementen unterver­sorgt sind und wann nicht.

„Wir haben nur wenige Marker, mit denen wir bestimmen können, ob ein Mensch ausreichend mit Spurenele­menten versorgt ist“, sagte Bornhorst. „Eine Frage dabei ist: Was sollten wir messen, um sagen zu können, ob ein Patient gut mit Selen oder mit Kupfer versorgt ist?“

In diesem Zusammenhang betonte Bornhorst, dass es manchmal nicht sinnvoll sei, Spurenelemente über Nahrungsergänzungsmittel aufzuneh­men. „Die Menschen glauben, dass sie sich damit etwas Gutes tun. Wenn jedoch zu viele Spurenelemente im Körper sind, die von außen zugeführt wurden, ist das nicht gesund.“ In einer bestimmten Menge sei Eisen wichtig für den Körper. Wenn man zu viel Eisen aufnehme, erhöhe dies jedoch das Risiko einer Demenzerkrankung.

Abfall vermeiden

Um die Umweltverschmutzung zu reduzieren, könne jeder Einzelne etwas tun, betonte Rinklebe: „In Deutsch­land wird immer mehr Abfall produziert. Diesem Trend müssen wir entgegenwirken.“ Deshalb könne jeder darauf achten, weniger Produkte zu kaufen und wegzu­schmeißen und mehr um­weltschonende Produkte zu kaufen, die Teil einer Kreislaufwirtschaft sind.

Dass immer mehr Abfall in Deutschland produziert werde, führe dazu, dass Deutschland immer mehr Müll in andere Länder exportiere – „denn niemand will neben einer Mülldeponie leben“, so Rinklebe. Das habe jedoch große Auswirkungen auf die Umwelt, zum Beispiel im Bereich Elektroschrott.

„Heute werden seltene Erden zum Beispiel in Südamerika unter menschenunwürdigen Umständen und unter Missachtung von Umweltschutz gefördert, die dann in den Industrieländern zu Elektronik mit einer sehr kurzen Lebensdauer verarbeitet werden“, sagte er.

„Der Elektroschrott wird danach unkontrolliert zum Beispiel nach Ghana verschifft, wo es dann ebenfalls un­ter Missachtung des Umweltschutzes weiterverarbeitet wird. Wir müssen künftig nicht nur schauen, dass wir in Deutschland sauber arbeiten, sondern dass der Umweltschutz im gesamten Bereich der Wertschöpfungs­kette beachtet wird.“

Die wichtigste Strategie sei es, Abfall zu vermeiden, damit keine schädlichen Stoffe in die Umwelt gelangten. Der zweite Schritt sei es, Sanierungsmethoden einzuführen, die diese Stoffe wieder aus der Umwelt entfernen. „In der Praxis gibt es heute bestimmte Standardsanierungs­methoden“, so Rinklebe.

„Diese sind mittlerweile aber nicht mehr in jedem Fall die besten, die zur Verfügung stehen.“ Auf der Tagung würden deshalb auch neue Sanierungsmethoden vorgestellt.

fos

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