Unimedizin Magdeburg sucht bei Blutspendern nach Antikörpern

Magdeburg – Die Universitätsmedizin Magdeburg beteiligt sich mit verschiedenen Projekten an der wissenschaftlichen Erforschung des Coronavirus. Es geht um den Verlauf der Epidemie im nördlichen Sachsen-Anhalt, den Umgang mit dem Virus im Schulalltag und die Gewinnung von Plasma Genesener, um schwer erkrankten COVID-19-Patienten zu helfen, teilte die Unimedizin Magdeburg gestern mit.
Zudem sei sie am Nationalen Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin im Kampf gegen COVID-19 beteiligt. Es erforsche, wie Patienten bestmöglich versorgt werden könnten. Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) würdigte die Arbeit der Forscher bei einem Besuch.
Die wissenschaftliche Expertise sei unerlässlich für Entscheidungen der Landesregierung. „Das ist im Grunde Politikberatung“, sagte der Minister und verwies auch auf die Arbeit der Universitätmedizin in Halle. Dort war vor einigen Tagen eine Studie zu Großveranstaltungen in Hallen vorgestellt worden.
Die Wissenschaftler in Magdeburg planen auch eine Corona-Antikörperstudie mit Blutspendern. Über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren solle bei etwa 2.000 Freiwilligen jedes halbe Jahr das Blut auf Antikörper untersucht werden, um die Verbreitung zu untersuchen, sagte Hans-Gert Heuft, der Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin des Uniklinikums Magdeburg.
Die Blutspender sollten befragt werden zu ihren Lebensumständen, ob sie allein wohnten oder in Großfamilien, ob sie ein Auto nutzen oder den ÖPNV. Die Forscher wollten damit Zusammenhänge erkennen. Auch die Bereitschaft zu einer Impfung solle erfragt werden. Die Vorteile der Blutspender seien deutlich: Bislang seien es je zur Hälfte Frauen und Männer, es gebe eine Altersverteilung, die einer Näherung an die gesunde arbeitsfähige Bevölkerung entspreche.
Rund zwei Drittel der Blutspender kämen aus Magdeburg, ein Drittel aus dem Umland. Vorteilhaft sei, dass immer wieder der gleiche Personenkreis aus einer Region untersucht werden könne. Heuft sprach von einem Alleinstellungsmerkmal der Studien. So könne der Verlauf der Epidemie anhand des Antikörperstatus verfolgt werden.
Die Unimedizin Magdeburg will zudem den Blick auf die Schulen richten. Bislang seien diese bei einem Ausbruch geschlossen worden, sagte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Hans-Jochen Heinze. Das ist den Kindern und den Eltern nicht mehr zumutbar. Wir verlieren eine ganze Generation.“
Gerade werde ein Projekt geprüft, bei dem gemeinsam mit Kollegen aus Regensburg ein Monitoring an Schulen erprobt werden soll. Per Zufall ermittelte Schüler sollten Speichelproben abgeben, die zusammen untersucht würden. Das einzelne Kind könne identifiziert werden, wenn eine Sammelprobe positiv ist. Verbunden mit Apps und anderen technischen Möglichkeiten könne dank dieser Beobachtung die Schließung ganzer Schulen vermieden werden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: