Politik

Unionsfraktion will Anlaufstelle für Fälle von DDR-Zwangsadoptionen

  • Donnerstag, 6. September 2018
/bbstudio_ada, stockadobecom
/bbstudio_ada, stockadobecom

Berlin – Die Unionsfraktion im Bundestag will sich für eine zentrale Anlaufstelle zur Aufarbeitung von Zwangsadoptionen in der DDR einsetzen. Die Clearingstelle, die bei Streitfällen vermittelt und in Konfliktfällen berät, solle zentraler Ansprechpartner sein, „an den sich leibliche Eltern wie auch möglicherweise zwangsadoptierte Kinder wenden können“, heißt es in einem Entwurf eines Eckpunktepapiers zur Aufklärung von Zwangs­adoptionen, das morgen bei der Klausur des CDU/CSU-Fraktionsvorstands in Berlin beschlossen werden soll.

Das Papier stammt aus der Feder der stellvertretenden Fraktionschefs Stephan Harbarth und Arnold Vaatz (beide CDU). Manche Frauen, die nicht mit der Ideologie des Regimes übereinstimmten und deren in der DDR geborene Kinder für tot erklärt worden seien, hätten den Verdacht, dass diese Kinder noch lebten, heißt es im Entwurf. Fast 30 Jahre nach dem Ende des DDR-Unrechtsstaates bestehe die Gefahr, dass Unterlagen vernichtet würden oder leibliche Eltern stürben, bevor sie solche existenzielle Fragen hätten aufklären können.

Ein entsprechender Gesetzentwurf solle die Löschung relevanter Daten bei Sterberegistern, Krankenhäusern, Hebammen oder Totenscheinen zunächst untersagen, wird in dem Papier verlangt. Zudem müssten die gesetzlichen Speicherfristen verlängert werden. In Fällen, in denen leibliche Eltern oder möglicherweise adoptierte Kinder hinreichende Verdachtsmomente äußern könnten, die eine Zwangsadoption wahrscheinlich erscheinen ließen, „muss es diesen Personen möglich sein, die Vermittlungsakten und Personenstandsregister einzusehen“.

Eine „Interessengemeinschaft gestohlene Kinder der DDR“ hatte vor einigen Monaten im Bundestag eine Petition mit der Forderung nach einer Aufklärungsstelle zum Thema Zwangsadoptionen überreicht. Der Verein, der nach eigenen Angaben rund 1.500 Mitglieder hat, geht von mehreren Tausend zwangsadoptierten Kindern in der DDR aus.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung