Universitäten in Niedersachsen wollen mehr Ärzte ausbilden

Braunschweig – Die Universität Göttingen und das Klinikum Braunschweig wollen bei der Ausbildung von Medizinern in Zukunft zusammenarbeiten. Durch die geplante Kooperation könnten etwa 100 Vollstudienplätze entstehen, sagte der Vorstandssprecher der Göttinger Universitätsmedizin (UMG), Heyo K. Kroemer, heute bei der Vorstellung des Vorhabens. Den Plänen zufolge sollen Studierende, die in Göttingen bisher nur einen Teilstudienplatz bekamen, in Zukunft den klinischen Teil ihrer Ausbildung am Klinikum in Braunschweig absolvieren.
Die Universität Göttingen nimmt laut Kroemer jährlich etwa 400 Medizinstudierende auf. „Davon bekommen aber 100 nur einen Teilstudienplatz, die nur für zwei Jahre zur Verfügungen stehen, weil die klinischen Kapazitäten nicht reichen“, erklärte er. Das bedeute, dass nach diesen zwei Jahren sehr gut ausgebildete Menschen mit dem Physikum, aber ohne jegliche Berufsberechtigung die Universität verlassen.
Mehr Investitionen
Wenn die angestrebte Kooperation die weitere Ausbildung am Klinikum Braunschweig ermögliche, könnte die UMG von Beginn an mehr Vollstudienplätze vergeben. Ab wann diese Zusammenarbeit realistisch ist, darauf wollten sich die Bündnispartner nicht genau festlegen. Mit etwa eineinhalb Jahren müsse für eine seriöse Umsetzung aber gerechnet werden.
Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) kündigte an, dass ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werde. Ziel sei es, die Zahl der in Niedersachsen ausgebildeten Ärzte zu erhöhen und diese nach der Ausbildung auch im Land zu halten, betonte UMG-Vorstandssprecher Kroemer. Das Klinikum Braunschweig sieht sich laut Ärztlichem Direktor Thomas Bartkiewicz für die Lehre bestens aufgestellt.
Unterstützung signalisierte auch die Ärztekammer Niedersachsen. „Ich fordere die Politik seit längerem dazu auf, die Weichen für zusätzlich 1.000 Medizinstudienplätze zu stellen“, sagte die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker. Wenker, die gleichzeitig Vizepräsidentin der Bundesärztekammer ist, warnte davor, dass die ärztliche Versorgung besonders auf dem Land bereits mittelfristig gefährdet sei, weil eine Ruhestandwelle bevorstehe. Die angekündigte Kooperation dürfe nur ein Anfang sein.
Mitten im niedersächsischen Landtagswahlkampf gab es dagegen auch Kritik. Der Vorschlag sei ein reines Wahlversprechen ohne jegliche Haushaltsabsicherung, sagte Jörg Hillmer, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Die Schaffung von weiteren Studienplätzen sei dringend erforderlich, meint der Landesgeschäftsführer der Linken, Michael Braedt. „Die Landesregierung hätte sich bereits eher als zwei Wochen vor den Landtagswahlen dafür einsetzen können“, monierte er.
Ministerin Heinen-Kljajic wies die Kritik zurück. Die Umwandlung der Teil- in Vollstudienplätze sei bereits seit 2014 in der Zielvereinbarung zwischen UMG und Wissenschaftsministerium verankert. Alle Parteien mit Aussichten auf den Einzug in den Landtag haben die bessere ärztliche Versorgung im Land in ihre Wahlprogramme geschrieben.
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