Universitätsklinikum Leipzig eröffnet Childhood-Haus

Leipzig – Ein sogenanntes Childhood-Haus für Kinder und Jugendliche, die Opfer und Zeugen von Gewalt geworden sind, hat das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) eröffnet.
Das gemeinsame Projekt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKL und der World Childhood Foundation bietet diesen Kindern einen Schutzraum. In der nach dem schwedischen „Barnahus“- Prinzip konzipierten Einrichtung werden Kinder und Jugendliche, die Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung erlebt haben, von speziell geschulten Ärzten und Psychologen untersucht und betreut, die eng mit Justiz und Behörden zusammenarbeiten.
Retraumatisierung unbedingt vermeiden
„Unsere Aufgabe ist es, das körperliche und seelische Wohl der betroffenen Kinder zu sichern. Das bedeutet, dass eine Retraumatisierung durch wiederholte Befragungen oder Untersuchungen unbedingt vermieden werden muss, und alles, was wir machen, in einer kindgerechten Umgebung mit Blick auf die Bedürfnisse des Kindes geschieht“, erläuterte Wieland Kiess, Direktor der UKL-Kinderklinik und Initiator des Projektes.
Das Childhood-Haus vereint in seinen Räumen Elemente einer Klinik wie Untersuchungsräume mit denen eines Gerichts wie Befragungszimmer. Hier können gerichtssichere Interviews im Rahmen von Ermittlungsverfahren erfolgen. In einem weiteren Raum können weitere Personen und Experten dies verfolgen. Kinder müssen ihre Aussage so nicht mehrfach wiederholen und nicht vor Gericht erscheinen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir hier in Leipzig dank der großzügigen Förderung jetzt als Erste ein solches Zentrum einrichten können“, bedankte sich Wolfgang Fleig, Medizinischer Vorstand des UKL, bei der Stiftung.
Das „Barnahus“ entstand aus dem „Child Advocacy Model“, das in den 1980er-Jahren in den USA entwickelt wurde. Das erste Barnahus auf europäischem Boden wurde 1998 in Reykjavik errichtet, andere skandinavische Länder folgten. In Deutschland sind laut dem UKL weitere Häuser in Hamburg am Universitätsklinikum Eppendorf, in Berlin an der Charité und in Heidelberg in Vorbereitung.
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