Medizin

Urolithiasis: Diagnostik zu oft mit Computertomographen statt Ultraschall

  • Donnerstag, 27. April 2017
Ultraschalluntersuchung
/eyetronic, stock.adobe.com

Berlin – Zum Nachweis in der Akutsituation sowie in der allgemeinen Diagnostik und Nachsorge von Nierensteinen empfiehlt die Leitlinie zur „Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis“ den Ultraschall als Verfahren der ersten Wahl. Erst im Anschluss sollte eine Computertomographie (CT) im Zweifelsfall zum Einsatz kommen. Dennoch verweisen Ärzte in Rettungsstellen und Kliniken Patienten noch viel zu häufig direkt zum CT zur Abklärung, sagte Thomas Enzmann bei einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) in der vergan­genen Woche in Berlin. Kritik äußerten die Referenten zudem am Vergütungssystem, was sich laut einer aktu­ellen Umfrage auch auf die Versorgung auswirke.

Die Leitlinien werden vor allem dann missachtet, wenn kein Urologe oder ausgebildeter Ultraschall-Arzt vor Ort sind. Harnsteine in der Niere, im Harn­leiter oder der Harnblase stellen weltweit eine der häufigsten Erkrankungen dar. Immer mehr Menschen erkranken daran, auch Kinder. „In Industrieländern rechnen wir mit einer Prävalenz von fünf Prozent“, sagte Enzmann.

Die Sensitivität der Ultraschalluntersuchung liegt vor allem in Kombination mit einer Kelchdilatation bei Nieren- oder Harnleitersteinen von mindestens fünf Millimetern mit bis zu 96 Prozent im oberen Bereich. Untersuchungen würden zudem zeigen, dass die primäre Ultraschalldiagnostik in der Akutsituation einer CT ohne Kontrastmittel nicht unterlegen ist, heißt es in der Leitlinie.

„Zur Detektion von Harnsteinen entscheiden sich Ärzte dennoch zu schnell für eine Computertomographie“, warnte Enzmann. Zwar erkenne die CT alle Harnsteine hoch­spezifisch. Diese Methode hat eine Sensitivität von 94 bis 100 Prozent und eine Spezi­fität von 92 bis 100 Prozent und findet somit fast alle Harnsteine oder schließt diese mit hoher Sicherheit aus. Doch auch der Ultraschall kann, ohne Strahlenbelastung, Harn­steine von mindestens fünf Millimetern detektieren. Da Harnsteine zunehmend mit dieser Größe von Relevanz seien, könne zumindest in der Niere der Ultraschall das CT ersetzen. „Schlechter sieht es im Harnleiter aus, hier schneidet das CT besser ab als die Sonografie.“

gie

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