Ärzteschaft

Urologen finden Digitalisierung gut, Telematik­infrastruktur schlecht

  • Donnerstag, 12. November 2020
/Africa Studio, stockadobecom
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Berlin – Viele Urologen bewerten die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitssystem positiv. Das geht aus einer Umfrage des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU) hervor. Demnach begrüßten 76 Prozent der Teilnehmer prinzipiell die Einführung digita­ler Technologien im Gesundheitswesen.

Als besonders sinnvoll erachteten die Befragten dabei Innovationen wie einen elektro­ni­schen Medikationsplan auf der Versichertenkarte (83 Prozent), den Notfalldatensatz (74 Prozent) sowie den Kommunikationsdienst im Medizinwesen (KIM) (48 Prozent). Rund ein Drittel sieht das elektronische Rezept, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheini­gung (AU) sowie die elektronische Patientenakte positiv.

Darüber hinaus wünschten sich die befragten Urologen eine bessere Vernetzung von Kliniken, Praxen und Krankenkassen, Schnittstellen zur Versorgungsforschung sowie die Möglichkeit zur Speicherung und Übertragung von Blutwerten, Pathologiebefunden oder bildgebender Verfahren.

Weniger positiv als die Digitalisierung insgesamt bewerteten die Befragten allerdings die Installation der Telematikinfrastruktur (TI): Nur 54 Prozent der Urologen sahen darin ei­nen Mehrwert für ihre Praxen.

„Die TI baut auf völlig veralteten zentralisierten Strukturen, unsicheren Konnektoren und einem anfälligen Netzwerk auf“, kommentierte BvDU-Präsident Axel Schroeder. Sie ziehe Kosten und teure Sicherheitsmaßnahmen in den Praxen nach sich. Hinzu kämen die nicht geklärten Fragen zur Haftung, Kostenübernahme und Datensicherheit sowie deren Folge­abschätzung.

Der Umfrage zufolge waren schon gut zwei Drittel (69 Prozent) aller befragten urologi­schen Praxen von Störungen des Netzwerks oder der Konnektoren betroffen. Die Mehr­heit der Umfrageteilnehmer (93 Prozent) gab an, dass die Investitionskosten für die Ein­führung neuer Techniken durch die Krankenkassen getragen werden sollten.

„Die neuen Technologien sollen uns Ärzte entlasten und nicht belasten“, so Schroeder. „Wir fordern einerseits, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Patienten darauf vor­bereiten. Und andererseits benötigen wir Ärzte dringend klare Regelungen für Daten­schutz, Haftung und Finanzierung.“

hil/sb

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