Urologen finden Digitalisierung gut, Telematikinfrastruktur schlecht

Berlin – Viele Urologen bewerten die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitssystem positiv. Das geht aus einer Umfrage des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU) hervor. Demnach begrüßten 76 Prozent der Teilnehmer prinzipiell die Einführung digitaler Technologien im Gesundheitswesen.
Als besonders sinnvoll erachteten die Befragten dabei Innovationen wie einen elektronischen Medikationsplan auf der Versichertenkarte (83 Prozent), den Notfalldatensatz (74 Prozent) sowie den Kommunikationsdienst im Medizinwesen (KIM) (48 Prozent). Rund ein Drittel sieht das elektronische Rezept, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) sowie die elektronische Patientenakte positiv.
Darüber hinaus wünschten sich die befragten Urologen eine bessere Vernetzung von Kliniken, Praxen und Krankenkassen, Schnittstellen zur Versorgungsforschung sowie die Möglichkeit zur Speicherung und Übertragung von Blutwerten, Pathologiebefunden oder bildgebender Verfahren.
Weniger positiv als die Digitalisierung insgesamt bewerteten die Befragten allerdings die Installation der Telematikinfrastruktur (TI): Nur 54 Prozent der Urologen sahen darin einen Mehrwert für ihre Praxen.
„Die TI baut auf völlig veralteten zentralisierten Strukturen, unsicheren Konnektoren und einem anfälligen Netzwerk auf“, kommentierte BvDU-Präsident Axel Schroeder. Sie ziehe Kosten und teure Sicherheitsmaßnahmen in den Praxen nach sich. Hinzu kämen die nicht geklärten Fragen zur Haftung, Kostenübernahme und Datensicherheit sowie deren Folgeabschätzung.
Der Umfrage zufolge waren schon gut zwei Drittel (69 Prozent) aller befragten urologischen Praxen von Störungen des Netzwerks oder der Konnektoren betroffen. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (93 Prozent) gab an, dass die Investitionskosten für die Einführung neuer Techniken durch die Krankenkassen getragen werden sollten.
„Die neuen Technologien sollen uns Ärzte entlasten und nicht belasten“, so Schroeder. „Wir fordern einerseits, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Patienten darauf vorbereiten. Und andererseits benötigen wir Ärzte dringend klare Regelungen für Datenschutz, Haftung und Finanzierung.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: