US-Erfahrungen: Impfung gegen Omikron bei Kleinkindern deutlich weniger effektiv

Rensselaer/New York – Die Schutzwirkung des mRNA-Impfstoffs BNT162b2, der in den USA als einziger auch für Kinder zugelassen ist, hat in der Omikron-Welle in der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen deutlich nachgelassen, was Public Health Forscher in medRxiv (2022; DOI: 10.1101/2022.02.25.22271454) auf die geringere Dosis zurückführen. Schwere Erkrankungen könnten noch verhindert werden.
In den USA werden Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren mit derselben Dosis wie Erwachsene von 2 mal 30 µg BNT162b2 geimpft. Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren erhalten mit 2 mal 10 µg BNT162b2 1/3 der Dosis, was sich in den Studien als ausreichend erwiesen hat. Diese Studien wurden jedoch vor der Verbreitung der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 durchgeführt.
Die jetzt von einem Team um Eli Rosenberg von der State University of New York in Rensselaer im US-Staat New York vorgestellten Ergebnisse lassen vermuten, dass die niedrigere Dosis nicht mehr ausreichen könnte, um Infektionen durch Omikron zu verhindern.
Der Forscher hat die Impfregister des Staates mit den ebenfalls elektronisch gespeicherten Testergebnissen und den Klinikaufnahmen abgeglichen.
Im US-Staat New York sind bereits 23,4 % der 5- bis 11-Jährigen und 62,4 % der 12- bis 17-Jährigen gegen COVID-19 geimpft, was eine verlässliche Abschätzung der „real world“-Schutzwirkung erlaubt. Diese hat, wie die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen, mit dem Anrollen der Omikronwelle abgenommen.
Für die Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) sank die Impfstoffwirksamkeit gegen eine Infektion von 85 % in der Woche ab dem 29. November auf 51 % in der Woche ab dem 24. Januar (als Omikron einen Anteil von mehr als 99 % erreicht hatte). Das 95-%-Konfidenzintervall reicht von 48 % bis 54 %.
In der Altersgruppe von 5 bis 11 Jahren ging die Impfstoffwirksamkeit von 68 % auf 12 % (95-%-Konfidenzintervall 6 % bis 16 %) zurück, was bedeutet, dass sich geimpfte Kinder fast genau so häufig infizierten wie ungeimpfte Kinder.
Der größte Unterschied bestand am Übergang zur Erwachsenendosierung: Bei den 11-Jährigen betrug die Schutzwirkung gegen Omikron-Infektionen nur 11 % gegenüber 67 % bei den 12-Jährigen. Für Rosenberg ist dies ein klarer Hinweis darauf, dass die niedrigere Dosis BNT162b2 Kinder kaum vor einer Infektion mit Omikron schützt.
Beim Schutz vor schweren Erkrankungen, die eine Hospitalisierung erforderlich machen, sieht es möglicherweise besser aus. Rosenberg ermittelt für Kinder eine Schutzwirkung von 48 %. Das 95-%-Konfidenzintervall reicht wegen der seltenen Hospitalisierungen in diesem Alter jedoch von -12 % bis 75 %. Eine verlässliche Aussage zur Schutzwirkung ist deshalb nicht möglich. In der Altersgruppe von 12 bis 17 Jahren betrug die Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung 73 % mit einem engeren 95-%-Konfidenzintervall von 53 % bis 87 %.
Die niedrige Schutzwirkung bei Kindern sollte dazu führen, die Dosis zu überdenken, findet Rosenberg, der darauf hofft, dass die Impfungen wenigsten vor schweren Erkrankungen schützt. Die Impfungen sollten fortgesetzt werden, auch wenn klar sei, dass der Schutz begrenzt sei und auf andere Maßnahmen wie das Tragen von Masken nicht verzichtet werden könne.
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