Medizin

Omikron: Israel macht gute Erfahrungen mit 4. Dosis

  • Freitag, 25. Februar 2022
/picture alliance, Israel Chavez
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Tel Aviv – Eine 4. Dosis von BNT162b2 hat in Israel innerhalb weniger Wochen die Zahl der Infektionen und vor allem der schweren Erkrankungen unter geimpften Senioren und anderen Risikopersonen deut­lich gesenkt.

Dies geht aus einer landesweiten Analyse in medRxiv (2022; DOI: 10.1101/2022.02.01.22270232) hervor. Dabei war die Schutzwirkung von BNT162b2 oder mRNA1273 in einer offenen Studie in medRxiv (2022; DOI: 10.1101/2022.02.15.22270948) eher bescheiden ausgefallen.

Israel hat rasch auf die Omikron-Welle reagiert. Ab Anfang Januar wurde allen Einwohnern über 60 Jah­ren und anderen Risikogruppen eine 4. Dosis BNT162b2 angeboten. Die Auswirkungen waren bereits End­e des Monats in einer Analyse der Erkrankungszahlen spürbar, die Yinon Bar-On vom Weizmann Institute of Science in Rehovot bei Tel Aviv und Mitarbeiter jetzt vorstellen. Schon 12 Tage nach dem 2. Booster war ein Rückgang der Infektionen nachweisbar.

Die nicht geboosterten Personen hatten sich doppelt so häufig infiziert (Rate Ratio 2,0; 95-%-Konfidenz­intervall 2,0 bis 2,1) und es waren 4 mal so viele schwere Erkrankungen aufgetreten (Rate Ratio 4,3; 2,4 bis 7,6). Schwere Erkrankungen waren definiert als eine Atemfrequenz über 30/min, eine Sauerstoff­sättigung unter 94 % oder ein Horovitz-Index unter 300.

Bereits in der letzten Dezemberwoche hatten Infektiologen am Sheba Medical Center in Tel Hashomer bei Tel Aviv die Immunogenität einer 4. Dosis von BNT162b2 an 154 Angehörigen der Gesundheitsberufe getestet. Eine Woche später erhielten weitere 120 Personen den Moderna-Impfstoff mRNA1273 (nach 3 früheren Dosierungen BNT162b2). Bei den Teilnehmern lag die 3. Dosis bereits 5 Monate zurück und die IgG-Titer waren bereits um den Faktor 6 abgefallen.

Wie Gili Regev-Yochay und Mitarbeiter berichten, konnte die Boosterung das „Defizit“ ausgleichen. Die IgG-Antikörper stiegen innerhalb von 2 Wochen um den Faktor 9 bis 10 an. In einer Vergleichsgruppe von 426 Personen gleichen Alters, die keine 4. Dosis erhalten hatten, war der Titer weiter abgefallen.

In einem Neutralisationstest mit dem Omikron-Virus führte die 4. Dosis zu einem Anstieg des Titers um den Faktor 8. In einem Funktionstest der T-Zellen war ebenfalls eine Verbesserung erkennbar, die aller­dings gering ausfiel.

Trotz der viel versprechenden Immunreaktion kam es bei 28 Personen nach der 4. Dosis von BNT162b2 und bei 24 Personen nach dem Booster mit mRNA1273 zu einer Durchbruchinfektion mit Omikron. Regev-Yochay ermittelt eine Schutzwirkung von lediglich 30 % (-9 bis 55 %) für BNT162b2 und von 11 % (-43 bis 44 %) für mRNA1273.

Zu bedenken ist allerdings, dass die 95-%-Konfidenzintervalle wegen der geringen Teilnehmerzahl der Studie sehr weit sind. Außerdem blieben die Infektionen in der Regel asymptomatisch.

Für symptomatische Erkrankungen ermittelt Regev-Yochay eine Impfstoffwirksamkeit von 43 % (7 bis 65 %) für BNT162b2 und von 31 % (18 bis 60 %) für mRNA1273. Die Symptome waren jedoch mild. Bei den meisten Impfstoffempfängern blieb die Temperatur unter 38°C und bei keinem dauerte das Fieber länger als 2 Tage an.

Die Ergebnisse widersprechen deshalb nicht unbedingt den Auswertungen der Patientenregister. Dort wurden nur die Fälle erfasst, in denen sich die Patienten an einen Arzt gewandt hatten. In der Studie waren die Teilnehmer regelmäßig nach Symptomen befragt worden.

Wichtig für das Infektionsgeschehen könnte sein, dass die Durchbruchinfektionen trotz der milden Symptome häufig mit einer hohen Viruskonzentration in den Abstrichen einhergingen. Die Geimpften könnten trotz einer 4. Dosis für andere Menschen ansteckend sein.

rme

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