Ausland

USA: Harris prangert Rassismus im US-Gesundheitssystem an

  • Dienstag, 29. Dezember 2020
Kamala Harris /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Carolyn Kaster
Kamala Harris /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Carolyn Kaster

Washington – Nach dem Tod einer schwarzen, mit SARS-CoV-2 infizierten Ärztin in den USA hat die künf­tige Vizepräsidentin Kamala Harris Rassismus im Gesundheitssystem angeprangert. „Diese Tragödie erleben schwarze Frauen, deren Sorgen und Schmerzen in unserem Gesundheitssystem oft herunter­ge­spielt oder ignoriert werden, in unserem Land nur allzu häufig. Wir müssen es besser machen“, schrieb die Demokratin gestern auf Twitter.

Die an COVID-19 erkrankte Ärztin Susan Moore war Medienberichten zufolge am 20. Dezember in einem Krankenhaus im US-Staat Indiana gestorben. In einem von ihr zwei Wochen zuvor aus dem Krankenhaus­bett geposteten Video hatte sie gesagt, sie werde vom Krankenhauspersonal schlecht behandelt, wie das Magazin Essence berichtete.

Sie habe um eine CT-Untersuchung „betteln“ müssen und habe das von ihr gewünschte Medikament Rem­desivir nicht erhalten. Spätabends habe ein weißer Arzt sie dann entlassen wollen. „So werden schwarze Menschen getötet, wenn sie nach Hause geschickt werden und sie nicht wissen, wie sie für sich selbst kämpfen können“, sagte die Ärztin unter Tränen.

Am Samstag hatten bereits vier schwarze Ärztinnen in der Washington Post Ungerechtigkeiten in der Gesundheitsversorgung angeprangert. COVID-19 habe die strukturellen Ungerechtigkeiten aufgedeckt, denen schwarze Menschen in den USA ausgesetzt seien. „Sie sind häufiger infiziert als Weiße und ster­ben häufiger.“

Moores Video biete einen Einblick in diese Ungerechtigkeiten. Ihre Erfahrung bestätige, dass es ein System gebe, das Werte aufgrund der Hautfarbe zuweise. „Dieses System hat einen Namen: Rassismus.“ Gesundheitsexperten hatten sich schon früh in der Pandemie alarmiert gezeigt, dass das Coronavirus Minderheiten in den USA viel härter trifft als andere Amerikaner.

Der Geschäftsführer des Krankenhauses in Indiana, Dennis Murphy, schrieb, er sei zutiefst traurig über Moores Tod. Er glaube nicht, dass „bei den technischen Aspekten der Behandlung“ versagt worden sei. „Ich bin jedoch besorgt, dass wir vielleicht nicht das Maß an Mitgefühl und Respekt gezeigt haben, nach dem wir streben, um zu verstehen, was für die Patienten am wichtigsten ist.“ Der Fall werde intern und extern überprüft. Diskriminierung jeglicher Art solle in seinem Krankenhaus bekämpft werden.

Unterdessen steigt in den USA die Zahl der Toten mit einer bestätigten Coronainfektion weiter an. Ges­tern meldeten die Behörden 1.718 Tote, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von heute Morgen hervorging. Zudem gab es demnach am selben Tag 168.817 Neuinfektionen. Über das lange Weihnachtswochenende waren jedoch Testzentren vielerorts geschlossen oder nur eingeschränkt geöffnet.

Die bisher höchsten Werte wurden mit 249.709 Neuinfektionen am 18. Dezember und 3.682 Toten am 16. Dezember verzeichnet. Aufgrund von Reisen und Familientreffen über Weihnachten befürchten Ge­sundheitsexperten einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen.

Die Gesundheitsbehörde CDC riet bereits Anfang Dezember von Reisen über die Feiertage ab. Dennoch wurden gestern nach Behördenangaben an US-Flughäfen mehr als 1,28 Millionen Passagiere abgefertigt – der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Im Vorjahr waren es am gleichen Tag 2,57 Millionen Fluggäste gewesen.

In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang rund 19,3 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, mehr als 334.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträglich aktualisiert.

dpa

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