Verbände drängen auf energische Prävention chronischer Erkrankungen

Berlin – Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine neue hochrangige Kommission zur Bekämpfung sogenannter „noncommunicable diseases (NCDs)“ wie Herz- und Lungenerkrankungen, Krebs und Diabetes eingesetzt. Die Gruppe soll laut der WHO „mutige und innovative Lösungen“ vorschlagen, um die Prävention und Kontrolle dieser weltweit führenden Todesursachen voranzubringen.
Den gemeinsamen Vorsitz der WHO-Kommission für NCDs führen der Präsident Tabaré Vázquez aus Uruguay, der Präsident Maithripala Sirisena aus Sri Lanka, der finnische Präsident Sauli Niinistö, die Gesundheitsministerin der Russischen Föderation Veronika Skvortsova und die ehemalige pakistanische Bundesministerin Sania Nishtar.
Sieben von zehn Todesfällen weltweit gehen auf das Konto von NCDs, zu denen vor allem Tabakkonsum, schädlicher Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel beitragen. Mehr als 15 Millionen Menschen im Alter von 30 bis 70 Jahren sterben laut der WHO jährlich an NCDs. Länder mit niedrigem und niedrigem mittlerem Einkommen sind zunehmend betroffen, wobei die Hälfte der vorzeitigen Todesfälle durch NCDs in diesen Ländern auftritt. „Durch eine frühzeitige Diagnose und einen verbesserten Zugang zu qualitativ hochwertigen und erschwinglichen Behandlungen sowie durch einen gesamtstaatlichen Ansatz zur Reduzierung der wichtigsten Risikofaktoren können viele Menschenleben gerettet werden“, hieß es aus der WHO.
Ein entschlossenes Vorgehen gegen die NCDs auch in Deutschland forderte die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), ein Zusammenschluss von 22 medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen. Die Allianz begrüßte die im Koalitionsvertrag niedergelegte Absicht der künftigen Bundesregierung, die Prävention in allen Lebensbereichen deutlich zu stärken. Der Fokus soll danach auf der Vermeidung chronischer Erkrankungen, insbesondere durch die Entwicklung einer nationalen Strategie zur Reduzierung von Übergewicht vor allem bei Kindern und Jugendlichen liegen, flankiert von Tabak- und Alkoholprävention. Dessen Sprecherin Barbara Bitzer begrüßte diese Ankündigungen: „Sollten diese Absichten konsequent umgesetzt werden, könnten sie den Durchbruch für eine erfolgreiche Präventionspolitik in Deutschland bedeuten“, sagte sie.
Allerdings würden derartige Maßnahmen nicht das erste Mal vorgeschlagen und diskutiert, gab die DANK-Sprecherin zu bedenken. Bereits 2015 hatte der Bundestag beschlossen, eine nationale Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz auf den Weg zu bringen. Die vom Landwirtschaftsministerium entwickelte Strategie scheiterte jedoch 2017 im Kabinett am Einspruch des Wirtschaftsministeriums – obwohl in ihr weder verbindliche Zielmarken noch Zeitplan enthalten waren. „Sollte dies der neuen Bundesregierung gelingen, wäre das ein bemerkenswerter Fortschritt“, so Bitzer.
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