Verband schlägt Finanzierungskonzept für die Psychotherapieausbildung vor

Bonn – Das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW) hat ein Konzept für die Finanzierungslücke in der Psychotherapieausbildung vorgestellt. Es sieht einen staatlichen Zuschuss von jährlich rund 50,4 Millionen Euro und eine Fristverlängerung für die neue Ausbildungsordnung um drei Jahre vor.
Laut der DPNW ist in den kommenden drei Jahren mit etwa 8.100 Absolventinnen und Absolventen des neuen Studiengangs „Psychotherapie“ zu rechnen. Nach dem Studium müssen sie eine Ausbildung über mehrere Jahre ableisten, wenn sie sich später in eigener Praxis niederlassen und mit den Krankenkassen abrechnen wollen. Die Finanzierung dieser Ausbildung ist laut dem Verband unklar.
Nach DPNW-Berechnungen entsteht den Ausbildungsinstituten eine durchschnittliche Finanzierungslücke von 2.700 Euro je Monat und Kandidat – wegen der notwendigen Gehaltszahlungen und dem Angebot an Theorie, Selbsterfahrung und Supervision.
Laut dem DPNW können die Institute dies nicht leisten. „Wenn wir jetzt nichts tun, laufen die Psychotherapiestudenten ab August 2025 vor die Wand. Das darf nicht passieren, denn wir benötigen dringend Nachwuchs in unserem Beruf“, sagte der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler.
Vorschläge, die Ausbildung an psychotherapeutische Praxen oder psychiatrische Ambulanzen zu verlagern, sieht der Verband kritisch: „Die Ausbildung darf nicht an die Praxen verlagert werden. Psychotherapeuten können und sollten die Ausbildung nicht übernehmen, hier sind die Ausbildungsinstitute gefragt. Die meisten Praxen sind ohnehin überlastet und arbeiten am Limit“, so Adler.
Auch die Verlagerung der Ausbildung an psychiatrische Ambulanzen hält Adler für wenig zielführend: „In den Ambulanzen werden schwere akute Psychosen und Depressionen meist kurzfristig behandelt. Psychotherapeuten müssen aber auch längerfristige Behandlungen lernen, die gerade bei schweren Erkrankungen wichtig sind“, so der Verbandschef.
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