Verdi will Tarifvertrag gegen Überlastung von Pflegekräften
Schwerin/Wismar – Als Reaktion auf permanent hohe Arbeitsbelastungen für medizinisches Pflegepersonal dringt die Gewerkschaft Verdi auf Entlastungsvereinbarungen mit einzelnen Klinikbetreibern. In Schreiben fordert sie die Kliniken Helios in Stralsund und Sana in Wismar zur Aufnahme von Tarifverhandlungen auf. „Es geht uns nicht um die Vergütung. Es geht uns und den Mitarbeitern der Krankenhäuser um geregelte Arbeitszeiten und planbare Freizeit. Das ist bei der aktuellen Personalsituation schier unmöglich“, sagte Gewerkschaftssprecher Steffen Kühhirt heute.
Verdi erwarte nun Terminvorschläge. Bei den Gesprächen solle nach Wegen gesucht werden, die Arbeitsbelastung zu reduzieren, Überstunden zu verhindern und durch geregelte Arbeitszeiten auch den Krankenstand wieder zu senken. „Wenn Personal fehlt, müssen notfalls Krankenhausbetten gesperrt werden. Und Nachtschichten sollten künftig auch nicht mehr mit nur einer Pflegekraft besetzt sein“, zählte Kühhirt zwei wesentliche Forderungen auf. Er räumte ein, dass mit solchen tariflichen Vereinbarungen Neuland betreten werde.
Konkrete Angaben zum Stand der Überstunden und Krankentage bei Pflegekräften im Land machte der Gewerkschafter nicht. Bundesweit fehlten in Kliniken 162.000 Mitarbeiter, 70.000 allein in der Pflege.
Der Wismarer Sana-Geschäftsführer Michael Jürgensen zeigte sich überrascht von dem Gewerkschaftsaufruf zu neuerlichen Verhandlungen. Erst zu Jahresbeginn sei ein neuer Tarifvertrag vereinbart worden, der den Beschäftigten in Wismar in zwei Stufen insgesamt vier Prozent mehr Einkommen sichere und noch bis Mitte 2018 gelte. Zu den neuen Verdi-Forderungen äußerte er sich skeptisch. „Personalstrukturen in einem starren Korsett sind nicht zielführend“, sagte Jürgensen. Nötig sei Flexibilität, um rasch auf Erfordernisse in der Gesundheitsfürsorge oder auch auf Krankheitsfälle beim Personal reagieren zu können.
Die Geschäftsführung der Stralsunder Klinik äußerte sich kurz. „Das Helios Hanseklinikum Stralsund hat mit seinen beiden Tarifpartnern Marburger Bund und Verdi umfangreiche und aktuell laufende, also ungekündigte Tarifverträge“, hieß es in einer Mitteilung.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: