Politik

Streit um Zuwachs an Pflegekräften im Krankenhaus

  • Montag, 14. August 2017
/Zarya Maxim, stock.adobe.com
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Wiesbaden – Die Zahl der Krankenhauspatienten ist im vergangenen Jahr gestiegen. Ein Plus gibt es ebenso an Pflegekräften und Ärzten. Dennoch sorgen die Zahlen für Streit zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen.

Wie das Statistische Bundesamts (Destatis) heute bekanntgab, arbeiteten im vergangenen Jahr rund 894.500 Vollkräfte, also die Zahl der auf die volle tarifliche Arbeitszeit umgerechneten Beschäftigten, in den Krankenhäusern. Rund 158.000 Vollkräfte gehörten davon zum ärztlichen Dienst und 736.500 zum nichtärztlichen Dienst, darunter allein 325.200 Vollkräfte im der Pflege. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Vollkräfte damit im ärztlichen Dienst um 3.600 (2,3 Prozent) zu und jener im Pflegedienst um 4.300 (1,3 Prozent).

Zu wenig Pflegepersonal eingestellt

Der GKV-Spitzenverband nannte es heute „nicht nachvollziehbar“, dass sich gerade die Zahl der Pflegekräfte am wenigsten verändert habe. „Im vergangenen Jahr waren die Krankenhäuser mit 73 Milliarden Euro der mit Abstand größte Empfänger von Beitragsgeldern der gesetzlichen Krankenversicherung“, erklärte Sprecher Florian Lanz. Nötig sei mehr Pflege am Krankenbett. Die Beitragszahler könnten erwarten, „dass die Klinikleitungen hier für das viele Geld mehr leisten“.

Die Stiftung Patientenschutz sieht in den 4.300 zusätzlichen Pflegekräften ebenfalls „keinen Grund zum Jubeln“. „Im Schnitt sind das nämlich gerade einmal zwei Pflegekräfte mehr pro Krankenhaus“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Damit gebe es sieben Prozent weniger Pflegekräfte als vor 20 Jahren. Brysch nannte die Zahlen „alarmierend“. In den Kliniken würden zunehmend alte, chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen versorgt, die besonders intensive Pflege benötigten.

Steigende Personalkosten

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verwies hingegen auf die steigenden Behandlungs- und Personalkosten. Allein durch die zusätzlichen Patienten und die dadurch verursachten Behandlungskosten von etwa einer Milliarde Euro sei der Erlöszuwachs der Kliniken von rund 2,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr „schon zu einem Drittel“ aufgebraucht, erklärte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Durch die zusätzlichen Mitarbeiter seien zudem rund 1,2 Milliarden Euro mehr Personalkosten entstanden.

Für die Tarifsteigerungen für das Bestandspersonal bleibe dann wenig übrig. Der Großteil der Ausgabenzuwächse der Kassen im Krankenhausbereich werde also für zusätzliches Personal und zusätzlichen Leistungsbedarf benötigt. Im Übrigen mache es der steigende stationäre Behandlungsbedarf erforderlich, die Frage der Standorte und Kapazitäten von Krankenhäusern „klug und behutsam zu diskutieren“, so Baum. Die Krankenkassenlogik des Streichens und Kürzens um jeden Preis sei daher „eine wenig verantwortungsvolle Vorgehensweise in einem Kern der sozialen Daseinsvorsorge“, warnte er.

Hintergrund der Äußerungen Baums ist offensichtlich die anhaltende Kritik der Krankenkassen, dass durch die Krankenhausstrukturreform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) – anders als erhofft – zu wenig Überkapazitäten bei den 2.000 Kliniken abgebaut würden. Für den Ausbau der „Pflege am Bett“ stellt der Bund unter anderem von 2016 bis 2018 Fördermittel von bis zu 660 Millionen Euro bereit. Gröhe will die Krankenhäuser nun verpflichten, Personaluntergrenzen in der Pflege einzuhalten.

Zahl der Patienten auf 19,5 Millionen gestiegen

Den Statistikern zufolge wurden im vergangenen Jahr 19,5 Millionen Patienten stationär behandelt. Das waren 277.400 oder 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt verblieben die Patienten 7,3 Tage in der Klinik. Die durchschnittliche Bettenauslastung der öffentlichen, privaten und freigemeinnützigen Häuser lag bei 77,8 Prozent. Die 1.948 Kliniken in Deutschland verfügten über 498.700 Betten zur stationären Versorgung.

Darüber hinaus nahmen knapp zwei Millionen Patienten im vergangenen Jahr eine stationäre Behandlung in einer der bundesweit 1.148 Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtung in Anspruch. Das waren 13.300 mehr als im Vorjahr (0,7 Prozent). Die durchschnittliche Bettenauslastung lag bei 83,2 Prozent.

dpa/afp

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