Verschärfung der Coronarestriktionen in Frankreich zeichnet sich ab

Paris – Kurz vor Ostern steht Frankreich vor einer Verschärfung seiner Coronabeschränkungen. Der Elysée-Palast kündigte für heute Abend eine Fernsehansprache von Staatschef Emmanuel Macron an, um die Coronabeschlüsse des sogenannten Verteidigungsrats zu erläutern.
Premierminister Jean Castex will morgen vor dem Parlament sprechen und über Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie abstimmen lassen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach sich für die Schließung aller Schulen in der Hauptstadt aus. Es wird damit gerechnet, dass Macron in seiner Fernsehansprache um 20 Uhr weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verkünden wird.
Darüber wurde tagsüber im Verteidigungsrat beraten, dem führende Kabinettsmitglieder angehören. Zuletzt hatte Macron am 27. November eine Fernsehansprache zur Coronakrise gehalten. Premier Castex will morgen vor beiden Parlamentskammern eine Erklärung abgeben.
Danach soll es eine Debatte geben „über die Entwicklung der gesundheitlichen Lage und notwendige Maßnahmen, um darauf zu reagieren“, wie sein Büro heute mitteilte. Castex hatte in der Vergangenheit zugesichert, sich im Falle von neuen landesweiten Coronamaßnahmen dem Parlament zu stellen.
Am Samstag waren die Lockdownmaßnahmen in Frankreich auf drei weitere Départements ausgeweitet worden, so dass derzeit 19 Verwaltungsbezirke mit mehr als 23 Millionen Menschen von den Auflagen betroffen sind. Da Frankreich mitten in der dritten Coronawelle steckt, fordern die Opposition und viele Mediziner jedoch weitere Maßnahmen.
Die Zahl der Coronainfizierten auf Frankreichs Intensivstationen stieg auf 5.072 und ist damit höher als auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemiewelle. Damit sind nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums bereits neun von zehn Intensivbetten im Land belegt. Vorgestern hatten Verantwortliche des Gesundheitswesens in Paris Alarm geschlagen, in gut zwei Wochen drohe eine „Überfüllung“ der Krankenhäuser in der Hauptstadt.
Angesichts der desolaten Coronasituation forderte die Pariser Bürgermeisterin die Schließung aller Schulen in der Hauptstadt. Das Tempo der Ansteckungen müsse unbedingt gebremst werden, zudem herrsche in den Schulen derzeit ein „sehr großes Durcheinander“, sagte Hidalgo den Sendern BFMTV und RMC. Schon jetzt hätten 20.000 Schüler keinen Unterricht, „weil sie krank oder ihre Klassen geschlossen sind“.
Der Inzidenzwert bei den 15- bis 19-Jährigen in der französischen Hauptstadt liege bei 850 Coronaneuinfektionen pro 100.000 Einwohner, sagte die Bürgermeisterin weiter.
Gleichzeitig räumte die sozialistische Politikerin ein, dass eine vorzeitige Schließung der Schulen zweieinhalb Wochen vor Beginn der Ferien „ein weiterer sehr, sehr harter Schlag für die Wirtschaft wäre, für viele Menschen“. Deshalb sei es notwendig, die Impfungen zu beschleunigen und dafür zu sorgen, dass noch mehr Beschäftigte von zu Hause aus arbeiten können.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: