Versicherte rechnen mit höheren Beiträgen ohne zusätzliche Leistungen

Berlin – Die meisten Menschen in Deutschland sind mit dem Gesundheitssystem zufrieden. Dennoch wünschen sich 75 Prozent Reformen, zwölf Prozent sind sogar der Meinung, dass sich das System grundlegend ändern müsse. Auf höhere Kosten ohne zusätzliche Leistungen haben sich bereits viele TK-Versicherte eingestellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK), die heute in Berlin vorgestellt wurde.
Besonders erfreut war Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, über die Zustimmung zur Digitalisierung. Zwei Drittel der Befragten erwarten eher Vorteile für die Patienten, weitere 15 Prozent sogar sehr große Vorteile. Die elektronische Gesundheitsakte (eGA) finden fast 90 Prozent gut oder sogar sehr gut. Patienten versprechen sich davon vor allem eine bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten. Die Frage, welcher Akteur im Gesundheitswesen die Digitalisierung vorantreiben sollte, schreiben die Umfrageteilnehmer an erster Stelle mit 42 Prozent den Krankenkassen zu. Nur jeder Dritte sieht diese Aufgabe bei der Politik.
Beim Blick in die Zukunft äußerten sich hingegen mehr Befragte kritisch. Mehr als 90 Prozent gehen davon aus, dass die Beiträge steigen werden, wohingegen 54 Prozent mit einem eingeschränkten Leistungsumfang rechnen. Weitere 43 Prozent bereiten sich zudem auf eine eher sinkende Qualität vor.
Die Frage nach dem „kleineren Übel“ – gleichbleibende Leistungen in Kombination mit höheren Beiträgen oder stabile Beiträge und gleichzeitig weniger Leistungen – fiel zugunsten der ersten Variante mit 58 Prozent Zustimmung aus. Nur 27 Prozent würden hingegen weniger Leistungen bevorzugen und dafür stabile Beiträge zahlen. Ähnlich sieht das auch Baas: „Eine gute Mischung aus beidem wird benötigt. Realistisch wird es aber zunächst dieses oder nächstes Jahr zu einer Preiserhöhung kommen.“ Eine Leistungskürzung kann er sich nicht vorstellen. „Wir haben noch so viel Potenzial im Gesundheitswesen, was zunächst gehoben werden muss, bevor wir an der Preis- und Leistungsschraube drehen“, führt Baas aus.
Ein deutliches Bekenntnis zum Solidarprinzip legen jene ab, die dafür sogar mehr zu zahlen bereit sind. Dies trifft immerhin auf knapp jeden zweiten gesetzlich Versicherten zu: 47 Prozent würden auch höhere Beitragssätze in Kauf nehmen, um das Solidarsystem im heutigen Umfang zu erhalten. Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft bei jenen, die mehr verdienen. Jeder Zweite mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr würde für den Erhalt des Solidarsystems höhere Beiträge akzeptieren. Aber auch bei den Geringverdienern, die weniger als 1.500 Euro im Monat zur Verfügung haben, stimmen dem noch 41 Prozent zu.
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat für die Umfrage im Auftrag der TK im Januar und Februar repräsentativ 2.001 Erwachsene befragt.
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