Versorgung von Frühgeborenen in Europa oft unzureichend

Paris – Weniger als 60 Prozent der Frühgeborenen in Europa erhalten eine adäquate Versorgung, die Spätschäden und Todesfälle verhindert. Im British Medical Journal berichten Jennifer Zeitlin und Kollegen vom French Institute of Health and Medical Research über Zahlen in der Frühgeborenenversorgung (2016; doi: 10.1136/bmj.i2976).
Sehr früh geborene Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, haben ein hohes Risiko zu sterben oder an permanenten Behinderungen zu leiden. Die konsequente Versorgung der Kinder mit medizinischen Basismaßnahmen ist besonders wichtig.
Die Forscher definierten vier Basismaßnahmen, die überall für Frühgeborene zur Verfügung stehen sollten. Hierzu gehört die pränatale Gabe von Corticosteroiden zur Induktion der Lungenreife, Wöchnerinnen-Stationen mit nahe gelegener Intensivversorgung für Frühchen, Hypothermieprävention und die frühe Behandlung mit Surfactant.
Die Daten von 7.336 frühgeborenen Kindern aus elf unterschiedlichen europäischen Ländern, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden, gingen in die Analyse ein.
Von den Kindern erhielten fast alle zumindest eine Basismaßnahme, jedoch nur 58,3 Prozent alle vier. Frühchen mit einem niedrigen Geburtsgewicht, einem schlechten Apgar-Score und vor der 26. Schwangerschaftswoche Geborene erhielten häufiger die Basisbehandlungen. Wenn die Kinder alle vier Maßnahme erhielten, sank die Sterblichkeit der Kinder. Die Forscher berechneten, dass bei Durchführung aller Basisbehandlungen die Gesamtsterblichkeit um weitere 18 Prozent gesenkt werden könnte.
Laut den Wissenschaftlern zeigen die Ergebnisse eine Unterversorgung von frühgeborenen Kindern in Europa. Im Hinblick auf den großen Effekt einer Basisbehandlung plädieren die Forscher für einen stärkeren Ausbau der Frühchenversorgung.
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