Vermischtes

Viagra: Nachahmer mischen US-Markt auf

  • Dienstag, 12. Dezember 2017
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New York – Der Patentschutz für Viagra ist nun auch in den USA weggefallen. Das bedeutet mehr Wettbewerb und niedrigere Preise. Bereits gestern erfolgte der Startschuss für das Viagra-Generikum der israelischen Ratiopharm-Mutter Teva. Das Produkt bringe „den rund 18 Millionen Männern mit Erektionsstörungen in den USA eine erschwingliche generische Behandlungsoption“, versprach Brendan O'Grady, der Nordamerika-Vizechef des Generikaherstellers. Durch den Vorstoß wird der laut Analysehaus IMS Data etwa 1,4 Milliarden Dollar Jahresumsatz schwere US-Markt für Viagra kräftig aufgemischt.

Der Grund dafür, dass Teva jetzt mit dem Generikum in den USA auf den Markt darf, liegt schon einige Jahre zurück. Eigentlich sollte Pfizers Patentschutz für Viagra erst im April 2020 ablaufen. Der US-Konzern schloss aber Ende 2013 einen Vergleich mit Teva, der vorsieht, dass der Wettbewerber seine Billigversion der Potenzpille über zwei Jahre früher auf den Markt bringen darf. 2015 einigte sich Pfizer auch mit dem Konkurrenten Mylan auf einen solchen Deal.

Absatz gesunken

Zu den Details dieser Vereinbarungen wollen sich die Konzerne nicht äußern. Bekannt ist lediglich, dass bis zum Ende des ursprünglichen Patentschutzes Lizenzgebühren an Pfizer fällig werden. Für die Amerikaner ist der Verlust der Exklusivität dennoch schmerz­lich. Die nahende Zulassung für Nachahmerpräparate hinterließ bereits Spuren in der Bilanz. Im dritten Quartal sank der Viagraabsatz im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 308 Millionen Dollar, da der Großhandel in Erwartung neuer Billig­produkte weniger bestellte.

Doch nach dem Wegfall des Patentschutzes will Pfizer aus der Not eine Tugend machen. Man werde Viagra weiterhin als Markenartikel anbieten, über die Tochter Greenstone jedoch selbst eine generische Variante herausbringen, sagte ein Sprecher des Pharmaunternehmens in New York. Pfizer erkenne damit an, „dass Generika eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen und die geeignete Option für viele Patienten sind“. Die hausgemachte Kopie ist anders als die blaue Originalpille weiß und soll etwa die Hälfte kosten.

Für Pfizer ist die neue Viagra-Welt in den USA eine unbequeme Herausforderung, doch diese Situation kennt der Pharmakonzern schon. In mehreren anderen Ländern ist der Patentschutz für Viagra bereits zuvor abgelaufen, in Deutschland etwa war dies Mitte 2013 der Fall. Außerhalb der USA setzt Pfizer deshalb schon länger auf Alternativen. In Großbritannien wurde vergangenen Monat sogar erstmals weltweit eine nicht verschreibungspflichtige Variante genehmigt, die rezeptfrei verkauft werden darf.

Unter dem Strich war die Entdeckung von Viagra für Pfizer ohnehin so etwas wie der größte anzunehmende Glücksgriff. Dass der Wirkstoff Sildenafil als Potenzmittel taugt, stellte man per Zufall fest – eigentlich sollte eine Arznei gegen Bluthochdruck entstehen. Seitdem die blaue Pille herauskam, hat sie ihrem Hersteller alleine in den USA mehr als 17 Milliarden Dollar an Erlösen in die Kasse gespült.

Dabei ist der Markt schon länger umkämpft. Zwar war Viagra zuerst da, doch seit Jahren versprechen auch andere Anbieter potenzschwachen Männern in den USA Abhilfe. 2003 brachten Eli Lilly und Bayer mit Cialis und Levitra Stimulanzmittel raus, die sich rasch verbreiteten. Zusammen mit Viagra schaffen sie weltweit einen Jahresumsatz von über vier Milliarden Dollar. Durch Generika wird der Markt künftig weiter anschwellen – was die Preise immer stärker sinken lassen könnte.

dpa

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