Vermischtes

Arzneimittel­fälschungen zum Teil äußerst lukrativ

  • Montag, 6. November 2017
/dpa
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Berlin – Arzneimittelfälschungen sind ein weltweites Problem, das für Kriminelle teils sehr lohnenswert ist. Darauf hat die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apotheker­verbände heute hingewiesen. Demnach kostet zum Beispiel ein Kilogramm an Plagia­ten von Viagra auf dem Schwarzmarkt durchschnittlich 90.000 Euro. „Damit ist es teurer als Kokain, das geschätzte 65.000 Euro kostet“, berichten die ABDA-Autoren in einem neuen Faktenblatt.

Der ABDA zufolge wird alles gefälscht, wovon sich die kriminellen Fälscher Profit versprechen. Dazu gehörten beispiele Lifestyle-Medikamente, Arzneimittel gegen Krebserkrankungen, HIV oder Diabetes und Malariamittel.

Große kriminelle Strukturen

Die Apotheker machen deutlich, dass der Handel mit illegalen und gefälschten Arzneimitteln in Deutschland seit Jahren zunimmt. 2015 stellten dem Faktenblatt zufolge Zoll-Fahnder 3,9 Millionen Stück gefälschte Tabletten sicher. Die Ermitt­lungsverfahren richteten sich zunehmend gegen größere kriminelle Strukturen und Verteilerbanden. Die Anzahl der Personen, gegen die der Zoll wegen Vergehen im Zusammenhang mit Medikamenten ermittelte, stieg von 3.100 im Jahr 2015 auf 4.100 im Jahr 2016.

Auch in Apotheken und pharmazeutischen Großhandlungen sind in den vergangenen Jahren laut ABDA mehrere Einzelfälle von gefälschten Arzneimitteln aufgetaucht, darunter Medikamente gegen Magenerkrankungen und Hepatitis, sowie verschiedene Re- beziehungsweise Parallelimporte gegen diverse Indikationen.

Arzneimittelhersteller, Pharmagroßhändler und Apotheker haben daher eine Initiative namens „securPharm“ zum Schutz des legalen deutschen Arzneimittelvertriebs gegründet. „Ziel ist es, dass jedes verschreibungspflichtige Arzneimittel in jeder Apotheke eines EU-Mitgliedstaates künftig auf seine Echtheit überprüft werden kann, bevor es an den Patienten gelangt“, erläuterte Reinhard Hoferichter, Vorstandssprecher von securPharm die Initiative.

Die zusätzlichen Sicherungsmerkmale sind ein Erstöffnungsschutz, so dass erkennbar ist, ob die Packung bereits geöffnet wurde, sowie eine packungsindividuelle Seriennummer, über die jedes verschreibungspflichtige Arzneimittel auf seine Echtheit geprüft wird. Die Echtheitsprüfung von Medikamenten im securPharm-System geschieht über den Scan der individuellen Seriennummer bei der Abgabe in der Apotheke. Über diesen Scan wird der Status der Packung in einer Datenbank abgefragt. Wurde eine Packung mit dieser Seriennummer schon einmal verkauft oder nie in den Vertrieb gegeben, warnt das System den Apotheker und die Packung wird nicht abgegeben.

hil

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