Vermischtes

Videos können eine Immunantwort auslösen

  • Dienstag, 9. August 2022
/olly, stock.adobe.com
/olly, stock.adobe.com

Hamburg – Das Ansehen von krankheitsbezogenen ekelerregenden Videos kann bei Personen die Konzentra­tion von Immunglobulin A im Speichel erhöhen. Das zeigt eine Hamburger Studie mit 116 Testpersonen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Brain, Behavior & Immunity – Health erschienen (2022; DOI: 10.1016/j.bbih.2022.100489).

Die Arbeitsgruppe ließ die Testpersonen – 47 männlich, 69 weiblich – verschiedene Videos schauen. Zwei Videos zeigten Situationen, die mit ansteckenden Virusinfektionen der Atemwege in Verbindung stehen. Das dritte Video enthielt Situationen, die im Kern Ekel hervorrufen, zum Beispiel verdorbene Lebensmittel, verwesende Tierkadaver oder Kakerlaken.

Ein viertes Video diente als Kontrolle und zeigte Landschaftseindrücke. Die Forschenden nahmen Speichel­pro­ben, um die Konzentration von Immunglobulin A zu messen und ließen die Probanden Frage­bögen zu ihrem Empfinden ausfüllen.

„Es zeigte sich, dass die IgA-Konzentration bei Testpersonen nach der Stimulation – vor allem bei Videos, die Menschen mit Krankheitssymptomen zeigen – anstieg“, berichtet Judith Keller, Erstautorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg.

Im Durchschnitt erhöhte sich die IgA-Konzentration nach dem Schauen des Krankheitsvideos um 83,15 Pro­zent und nach dem Schauen von Videos mit verdorbenen Lebensmitteln um 44,79 Prozent.

„Dies ist besonders, da das physiologische Immunsystem bisher als hauptsächlich reaktiv gilt, also sonst eher auf ein Pathogen im Körper reagiert. Der Anstieg in unserer Studie spricht dafür, dass es auch reagiert, bevor das Pathogen in den Körper kommt“, so Keller.

Die Studie liefert laut der Arbeitsgruppe aber keine direkten Beweise für eine erhöhte Immunität nach dem Anschauen der Videos. „Ein solcher proaktiver Abwehrmechanismus scheint jedoch wahrscheinlich, da IgA im Speichel eine wichtige Rolle beim Immunausschluss spielt“, sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe, Esther Diekhof.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung