Viele Niedergelassene würden sich wieder für die ambulante Praxis entscheiden

Berlin – 77 Prozent der im Jahr 2023 neu niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten würden sich erneut für eine Niederlassung entscheiden. Das zeigt eine Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) unter dem Titel „Ärztliche und psychotherapeutische Karrierewahl und Existenzgründungsentscheidungen (KWEX)“ vorgestellt hat. 1.491 Ärztinnen und Ärzte nahmen an der Befragung teil.
Einzelpraxen waren die am häufigste gewählte Organisationsform für die Neu-Niedergelassenen. Dies betrifft die Übernahme einer Einzelpraxis mit 34,6 Prozent als auch die Neugründung mit 26,5 Prozent. In der Stichprobe spielen zudem Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) eine bedeutende Rolle. Die Neugründung oder der Beitritt in ein Medizinisches Versorgungszentrum kamen hingegen selten vor.
Während Hausärzte und Fachärzte sowohl die Einzelpraxis als auch die BAG als Organisationsform wählten, entschieden sich Psychotherapeuten und Psychosomatiker kumuliert mit 86,6 Prozent fast ausschließlich für die Niederlassung in einer Einzelpraxis.
Die Niedergelassenen haben der Befragung zufolge im Durchschnitt 85.006 Euro investiert. Dieser Wert unterscheidet sich stark nach Versorgungsbereichen und beläuft sich im hausärztlichen Versorgungsbereich auf 141.278 Euro, im fachärztlichen Versorgungsbereich auf 138.072 Euro und im psychotherapeutischen und psychosomatischen Versorgungsbereich auf 26.206 Euro.
Ein ähnliches Muster zeigt sich für diejenigen, die eine Praxis übernommen haben und eine Ablösesumme zahlten. Im Mittel lag die Ablösesumme bei 152.724 Euro. Auch hier waren die Werte im hausärztlichen Versorgungsbereich mit 99.343 Euro und und im fachärztlichen Versorgungsbereich mit 330.063 Euro deutlich höher als im Versorgungsbereich „Psychotherapie und Psychosomatik“, wo die Ablösesumme bei 32.633 Euro lag.
Als besonders positive Aspekte der Niederlassung nannten die Ärzte die berufliche Autonomie und Therapiefreiheit, eine gute Planbarkeit der eigenen Arbeitszeiten sowie die von Patientinnen und Patienten entgegengebrachte Wertschätzung.
Überdurchschnittlich häufig unzufrieden waren die Neu-Niedergelassenen hingegen mit einer hohen administrativen Belastung durch praxisferne Tätigkeiten. Als Gegenargumente für eine Niederlassung genannt wurden außerdem ein hoher Aufwand für die Digitalisierung sowie finanzielle Risiken, die sich aus der Freiberuflichkeit ergäben. Etwa 64 Prozent der Befragten nutzten die Niederlassungsberatung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und bewerteten diese als hilfreich.
„Entgegen der landläufigen Meinung, für den ärztlichen Nachwuchs käme nur noch ein Anstellungsverhältnis infrage, zeigt unsere Befragung: Das Modell der selbständigen Niederlassung kann auch weiterhin erfolgreich sein“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Da ein allein auf Anstellungsverhältnissen basierendes Versorgungssystem viel aufwendiger und ineffizienter wäre, gelte es, die Erfolgsfaktoren für die Niederlassung zu stärken, betonte er.
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