Viele psychische Erkrankungen in Pflegeberufen in Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin – Überlastung durch Personalmangel und Überstunden in Verbindung mit geringer Vergütung haben nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse KKH bei Beschäftigten in Pflegeheimen und Krankenhäusern massive gesundheitliche Folgen. So sei im ersten Halbjahr ein Fünftel aller Krankschreibungen bei KKH-Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern in Pflegeberufen erfolgt, teilte die KKH gestern in Schwerin mit.
Häufigster Grund seien psychische Leiden gewesen, die Ausfallzeiten damit lang. „Bei einem Atemwegsinfekt zum Beispiel fehlt ein Beschäftigter im Schnitt rund acht Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es dagegen rund 36 Tage“, erläuterte Sandra Kaps von der KKH in Schwerin.
Den Erhebungen der KKH zufolge fielen Berufstätige in Mecklenburg-Vorpommern im ersten Halbjahr durchschnittlich 14,6 Tage wegen Krankheit aus. Das entspreche dem bundesweiten Durchschnitt. Doch seien im Nordosten mit einem Krankenstand von 5,9 Prozent mehr Beschäftigte arbeitsunfähig gewesen als in vielen anderen Bundesländern. Die prozentual wenigsten Arbeitnehmer fehlten in Hamburg mit 4,1, die meisten in Sachsen-Anhalt mit 6,5 Prozent.
Nach Angaben von Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen im Land innerhalb von zwei Jahren um 15 Prozent auf mehr als 91.000 erhöht. Diese Entwicklung bedeute für die Organisation und Finanzierung der Pflege große Herausforderungen.
Ein wesentlicher Punkt sei dabei die Gewinnung von Fachkräften. „Wer Fachkräfte gewinnen oder halten will, muss faire Löhne zahlen. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern besteht hier Nachholbedarf“, betonte Drese bei einer Informationsveranstaltung in Anklam.
Unterschiedliche Mindestlöhne in Ost und West dürfe es nicht länger geben. Impulse für eine insgesamt bessere Bezahlung von Pflegekräften erwarte sie durch geplante Gesetzesänderungen der Bundesregierung. Drese mahnte zudem eine ehrliche Debatte über die Finanzierung der steigenden Pflegekosten an.
„Ich bin überzeugt, dass viele Menschen bereit sind, mehr Geld für die Pflege auszugeben, wenn es gerecht dabei zu geht. Die zusätzlichen Einnahmen müssen zu einer Kostenbegrenzung des Eigenanteils führen und tatsächlich den Pflegebeschäftigten und der Infrastruktur zu Gute kommen“, sagte die Ministerin.
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