Hoher Krankenstand in Pflegeberufen

Hamburg – Pflegekräfte sind im Vergleich zu anderen Berufsgruppen überdurchschnittlich oft und auch länger krankgeschrieben. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) in ihrem neuen TK-Gesundheitsreport 2019 „Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften“. Für den Report wertete die Kasse die Krankschreibungen und Arzneimittelverordnungen der rund 5,2 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus.
Danach fallen Kranken- und Altenpflegekräfte im Schnitt jährlich für rund 23 Tage krankheitsbedingt aus. Das sind acht Tage und damit über 50 Prozent mehr als in der Vergleichsgruppe aller Beschäftigten (15 Tage). Besonders betroffen ist dem Report zufolge die Altenpflege. Mit einem Krankenstand von 6,94 Prozent haben sie höhere Fehlzeiten als ihre Kollegen in der Krankenpflege mit 6,02 Prozent.
Besonders viele Fehltage in den Pflegeberufen gehen auf das Konto von psychischen Störungen und Krankheiten des Bewegungsapparats. Während berufsübergreifend jeder Beschäftigte durchschnittlich 2,47 Tage letztes Jahr aufgrund einer psychischen Diagnose krankgeschrieben war, beliefen sich die Fehltage in den Pflegeberufen auf durchschnittlich 4,63 Tage. Das sind rund 87 Prozent mehr. Aufgrund von Muskelskeletterkrankungen fehlte jeder Beschäftigte vergangenes Jahr 2,61 Tage – bei den Menschen in Pflegeberufen waren es mit 4,78 Tagen 83 Prozent mehr.
„Der Gesundheitsreport zeigt, dass Pflege deutlich stärker als andere Berufe auf die Gesundheit geht, besonders auf Rücken und Psyche. Schon heute fehlt es an Pflegekräften und die Politik hat erste Impulse gesetzt. Wir müssen nun dafür sorgen, dass diejenigen, die pflegen, das möglichst lange und gerne tun. Dafür ist ein gesunder Berufsalltag der Schlüsselfaktor“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas.
Männer und Frauen in Gesundheitsberufen haben laut dem Gesundheitsreport unterschiedliche Belastungsschwerpunkte: Männer in Pflegeberufen haben fast 2,5 Mal mehr Fehltage bei den psychischen Erkrankungen, als die männliche Vergleichsgruppe. Die auffälligsten Ergebnisse im Verhältnis zur Vergleichsgruppe findet man aber bei den Erkrankungen des Bewegungsapparats. Dort haben Frauen in Pflegeberufen doppelt so hohe Werte, wie die Vergleichsgruppe. Das deutet laut den Autoren des Reports auf die hohen körperlichen Anforderungen in der Pflege hin.
„Es kann nicht sein, dass das berufliche Umfeld die Menschen in Pflegeberufen oftmals so fordert, dass es krank macht“, sagte Baas. Die TK unterstütze daher Projekte zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. „Aber es liegen auch große Chancen in der Digitalisierung. Zum Beispiel kann eine elektronische Patientenakte künftig die Kommunikation und die Abläufe in den Einrichtungen so erleichtern, dass die Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Patienten gewinnen“, so Baas weiter.
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