Vier hessische Zentren bieten Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge
Wiesbaden – Traumatisierten Flüchtlingen soll künftig an hessenweit vier psychosozialen Beratungsstellen professionelle Hilfe angeboten werden. Die Einrichtung der neuen Zentren fuße auf Erfahrungen aus dem Darmstädter Pilotprojekt „Step-by-Step“, erklärte der Staatssekretär für Integration und Antidiskriminierung, Jo Dreiseitel (Grüne), heute in Wiesbaden. Die geplanten Beratungszentren könnten voraussichtlich noch dieses Jahr in Kassel, Gießen, Frankfurt und Darmstadt an den Start gehen.
Sie stehen nicht nur Flüchtlingen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen offen, sondern auch Hilfesuchenden, die bereits den Kommunen zugewiesen wurden. Für die Finanzierung sei jährlich ein „hoher siebenstelliger Betrag“ vorgesehen, sagte Dreiseitel.
Das Angebot Step-by-Step in der Darmstädter Flüchtlingsunterkunft „Michaelisdorf“ war Ende April offiziell ausgelaufen. Allerdings engagierten sich viele Helfer dort weiter ehrenamtlich, wie Marianne Leuzinger-Bohleber vom Frankfurter Sigmund-Freud-Institut erklärte. Die Professorin hatte das Projekt gemeinsam mit der Familienforscherin Sabine Andresen von der Goethe-Universität wissenschaftlich begleitet.
Es bestehe die Gefahr, dass „Schatten des Traumas“ auch die zweite und dritte Generation der Zuwanderer erfassten, sagte Leuzinger-Bohleber. Bei rund einem Drittel der Kinder traumatisierter Eltern zeigten sich beispielsweise Bindungsschwierigkeiten. Für die Geflüchteten seien unter anderem persönliche und verlässliche Ansprechpartner wichtig, aber auch ein geregelter Tagesablauf. Hilfreich sei außerdem, wenn sich die Flüchtlinge aktiv am Gemeinschaftsleben in einer Unterkunft beteiligten, erläuterte Leuzinger-Bohleber.
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