Politik

Waldbrände: Deutschland schickt Feuerwehrkräfte nach Griechenland

  • Montag, 9. August 2021
/picture alliance, AA | Dimitris Lampropoulos
/picture alliance, AA | Dimitris Lampropoulos

Berlin – Angesichts der verheerenden Waldbrände schickt Deutschland Feuerwehrkräfte nach Griechen­land. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) sagte vorgestern, Deutschland habe aktiv Hilfe angeboten, die Griechenland inzwischen angenommen habe.

Details zu Einsatzort, Abmarschzeitpunkt und Fahrtroute würde derzeit mit Griechenland abgestimmt, hieß es. Deutschland habe zusätzlich angeboten, die Waldbrandbekämpfung mit der Anmietung von ge­eigneten Hubschraubern mit der erforderlichen Traglast zu unterstützen. Ob der Einsatz der Hubschrau­bern von Griechenland angefordert werde, sei derzeit noch unklar.

Wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) vorgestern auf Twitter mitteil­te, hat das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern mit dem EU-Zentrum für die Koor­dination von Notfallmaßnahme zwei „Module“ für die Brandbekämpfung am Boden vermittelt. Weitere Hilfe sei in Abstimmung.

Mit dabei sei die Feuerwehr Bonn mit 52 Einsatzkräften und 17 Fahrzeugen sowie ein Modul aus Hessen mit 164 Kräften und 27 Fahrzeugen. Der Landmarsch dauere rund drei bis vier Tage. Gestern flog ein Vorauskommando los, um sich vor Ort ein Bild vom Einsatzort in der Nähe von Athen zu machen.

Oppositionsparteien im Bundestag hatten kritisiert, dass Deutschland angesichts zahlreicher Waldbrän­de bisher keine Hilfe nach Griechenland geschickt hat. Zahlreiche EU- und andere europäische Staaten hatten bereits etwa Löschhubschrauber für den Kampf gegen die Flammen nach Griechenland geschickt.

Unterdessen sind in Griechenland und der Türkei viele Feuer noch nicht unter Kontrolle. Auf der griechi­schen Insel Euböa haben rund 500 Feuerwehrleute gestern weiter verzweifelt gegen die verheerenden Waldbrände gekämpft. Die Flammen haben bereits zahlreiche Häuser zerstört und bedrohen ganze Dörfer.

Gestern Morgen wurden rund 350 von den Flammen eingeschlossene Bewohner vom Strand von Pefki aus in Sicherheit gebracht. Fähren und Marineboote hielten sich für weitere Evakuierungen bereit. Nördlich von Athen entspannte sich die Lage dagegen; in den türkischen Waldbrandgebieten brachte Regen Entlastung.

„Vor uns liegt eine weitere schwierige Nacht“, sagte der stellvertretende Zivilschutzminister Nikos Harda­lias gestern. 17 Löschflugzeuge und -hubschrauber seien auf Euböa im Einsatz. Rund 260 griechische Feuerwehrleute bekämpften die Brände auf Euböa, unterstützt von 200 Einsatzkräften aus der Ukraine und Rumänien.

Im Norden der Insel wurden in den vergangenen Tagen bereits Hunderte Häuser und mindestens 35.000 Hektar Wald zerstört. Steile Hänge und zerklüftetes Gelände erschweren die Löscharbeiten. Ein Feuer­wehrsprecher sagte der Zeitung Eleftheros Typos, die Hitze der Brände sei so extrem, „dass das Wasser aus den Schläuchen und aus den Löschflugzeugen verdunstet“, bevor es die Flammen erreichen könne. Die Luft auf Euböa war gestern von Asche und Rauch erfüllt. Rund 2.000 Bewohner der Insel mussten bislang in Sicherheit gebracht werden.

Kritik gab es an der aus Sicht der Inselbewohner mangelnden Unterstützung: „Ich habe schon keine Stimme mehr, so oft habe ich nach zusätzlichen Löschflugzeugen gefragt. Ich halte diese Situation ein­fach nicht mehr aus“, sagte der Bürgermeister von Mantoudi, Giorgos Tsapourniotis, dem Sender Skai TV.

Viele Dörfer seien nur deshalb bisher von den Flammen verschont geblieben, weil Einwohner trotz Eva­kuierungsanordnung blieben und die Feuer mit dem Gartenschlauch in Schach hielten, berichtete Tsa­pourniotis. „Der Staat ist abwesend“, sagte auch Jannis Selimis aus Gouves. „Wenn die Leute gehen, wer­den die Dörfer brennen. Wir sind allein in Gottes Hand.“

Hardalias wies die Kritik gestern zurück. Rauch, Wind und die daraus resultierende schlechte Sicht hätten die Arbeit der Löschflugzeuge behindert. Der Sprecher der größten Oppositionspartei Syriza, Nasos Ilio­poulos, erklärte hingegen, viele Brände in Griechenland seien auch ohne starken Wind tagelang außer Kontrolle gewesen. Jemand müsse die Verantwortung für die „wahrhaft tragische“ Verwüstung über­neh­men, forderte er.

In der Türkei entspannte sich die Lage in der besonders betroffenen Provinz Antalya vorgestern nach starkem Regen deutlich. In der Touristenhochburg Mugla wurden erneut mindestens drei Stadtteile evakuiert. In 47 der 81 türkischen Provinzen zählte das Forstministerium bislang mehr als 200 Brände. Mindestens acht Menschen kamen ums Leben.

dpa

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