Wegen „Transplantationskandal“ in Göttingen vom Dienst enthobener Professor zieht Klage gegen Arbeitsverbot zurück
Göttingen – Der ehemalige Leiter der Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie an der Universitätsklinik Göttingen darf weiterhin seine Dienstgeschäfte nicht führen. Eine Klage gegen das Arbeitsverbot vor dem Verwaltungsgericht Göttingen hat er selbst zurückgezogen, aus unbekannten Gründen, wie ein Sprecher der UMG dem Deutschen Ärzteblatt mitteilte.
Das Verbot war im Juli 2012 vom Klinikum ausgesprochen worden, nachdem schwere Verstöße gegen Richtlinien zur Organtransplantation am UMG bekannt geworden waren und der Verdacht auf Manipulation der Warteliste bestand. Gegen einen ehemaligen Lebertransplantationschirurgen der UMG, mit dem der Gastroenterologe bei Fragen der Indikation zur Lebertransplantation und bei der Betreuung von Patienten eng zusammengearbeitet hat, läuft derzeit noch ein Strafverfahren vor dem Landgericht Göttingen wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung mit Todesfolge.
Mit dem Leiter der Gastroenterologie hatte der Angeklagte zusammengearbeitet, nach Aussagen mehrerer, als Zeugen vor Gericht geladener UMG-Mitarbeiter war diese Zusammenarbeit gut. Zum Teil wurde der Gastroenterologe vor Gericht von Zeugen in dem Sinne belastet, dass aus seine Veranlassung Patientendaten manipuliert wurden mit dem Ziel, dass eigene Patienten bei der Zuteilung von Lebern bevorzugt würden.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die gegen den Chirurgen Anklage erhoben hat, ermittelt auch gegen den außer Dienst befindlichen Gastroenterologen. Ob Anklage erhoben wird, dürfte vermutlich vom Ausgang des Verfahrens abhängen.
„Das Verbot zum Führen der Dienstgeschäfte bestehen“, sagte UMG-Sprecher Stefan Weller, denn noch sei der Sachverhalt nicht ausreichend geklärt. Ein Disziplinarverfahren sei bislang nicht eingeleitet worden.
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