Weiterbildung: Rotationsmöglichkeiten vor Ort wichtig

Düsseldorf – In der Weiterbildung ist gerade auch aufgrund der geplanten Krankenhausreform viel Bewegung. Um die Weiterbildung auch künftig umfassend absolvieren zu können, ist es jungen Ärztinnen und Ärzten wichtig, dass ausreichend Rotationsmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung stehen. Das betonte Pauline Graichen, ehemalige Vorsitzende des Sprecherrats der Medizinstudierenden im Marburger Bund (MB) gestern auf dem Deutschen Krankenhaustag.
Weiterzubildende würden etwa keine Stellen für diverse Rotationen innerhalb der Weiterbildung annehmen wollen, die viele Kilometer auseinanderlägen oder für die ein Umzug benötigt würde, betonte Graichen. Die angehende Ärztin hat vor kurzem ihr Medizinstudium abgeschlossen und plant nun ihre Weiterbildung im Bereich der Hämatoonkologie zu starten.
Eine verpflichtende Rotation könnte sie sich vorstellen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Frage der Distanz und vorhandenen Infrastruktur geklärt sei. „Es gibt ja Gründe, warum sich das Leben zu Metropolen oder größeren Städten hinbewegt“, erklärte sie. Dort gebe es unter anderem auch bessere soziale Netze und Angebote für die Kinderversorgung.
Wichtig für die Weiterbildung ist für sie zudem die Möglichkeit der Nutzung von sogenannten Skill-Labs. Dafür werde bereits Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality etwa in der Chirurgie genutzt, erklärte Graichen.
Sie wünsche sich für ihre Weiterbildung einen verstärkten Einsatz von neuen Technologien und auch KI-gestützten Hilfen. Theoretisch würden solche Themen im Studium schon behandelt, die praktische Umsetzung sei für die Weiterbildung umso wichtiger.
Finanzierung für teure Technik gefordert
Auch der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Johannes Albert Gehle, begrüßte diese Konzepte. Das eigentlich Problem sei aber die Finanzierung der Skill-Labs. Diese Technik koste „mehrere tausend Euro“.
Er forderte eine Gegenfinanzierung, so dass diese Systeme nicht nur in der Weiterbildung, sondern auch in der Fortbildung stärker eingesetzt werden könnten. Damit könnten moderne Funktionen und Hochtechnologie auch Ärzten nähergebracht werden, die dies etwa bereits vor längerer Zeit gelernt haben. Gleichzeitig sei die Vermittlung offener Operationen in der Weiterbildung weiter wichtig, betonte Gehle.
Unsicherheit für die Zukunft der Weiterbildung bringe zudem die geplante Krankenhausreform, betonte die angehende Ärztin Graichen. Weiterzubildende fragten sich gerade, ob bestimmte Kliniken künftig noch Leistungen vornehmen dürften, die sie für ihre Weiterbildung brauchen. Weil diese Fragen ungeklärt seien, steige die Tendenz weiter, sich an Unikliniken oder Maximalversorger zu bewerben, berichtet Graichen.
Die Krankenhausreform könnte eine einschränkende Wirkung auf die Weiterbildung haben, befürchtet auch Gehle. Die Leistungsgruppe Endoprothetik könnten künftig nur 40 Prozent der Kliniken anbieten, die aktuell entsprechende Behandlungen durchführten. Damit würden auch die Stellen, die Weiterbildung in vollem Umfang anbieten, eingeschränkt, erläuterte Gehle.
Aber auch für die Weiterbildung im Gebiet der Anästhesiologie werde die Krankenhausreform Änderungen bedeuten. So müssten Weiterzubildende Anästhesiologie in bestimmten Bereichen durchführen, etwa in der Geburtshilfe, Pädiatrie oder Traumaversorgung. Wenn die Krankenhäuser das nicht mehr anbieten könnten, müssten die Weiterzubildenden dreimal rotieren, um all diese Bereiche abzudecken, sagte Gehle.
„Aus meiner Sicht wird die Krankenhausplanung für viele Fächer nichts ändern, man kann dort seinen Facharzt gut machen“, so Gehle. „Aber für die chirurgischen oder Querschnittsfächer wird die Weiterbildung mit mehr Wechseln erschwert.“ Damit steige der Organisationsaufwand und man müsse sich überlegen, ob Weiterzubildende dies selbst organisieren könnten oder ob entsprechende Rotationsprogramme aufgelegt werden müssten. Letzteres wäre eine gute Chance, bewertet Graichen.
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