Ärzteschaft

Weiterhin große technische Probleme bei eAU und E-Rezept

  • Donnerstag, 25. August 2022
Elektronisches Rezept, E-Rezept /Maybaum
Elektronisches Rezept, E-Rezept /Maybaum

Berlin – Die Technik zum Ausstellen und Versenden von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) sowie elektronischen Rezepten (E-Rezept) funktioniert immer noch nicht reibungslos. Das zeigt eine aktuelle Onlineumfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), an der Anfang August rund 4.000 Arztpraxen teilgenommen haben.

Rund 87 Prozent der Arztpraxen nutzen den Ergebnissen zufolge bereits die elektronische Arbeitsunfähig­keits­be­scheinigung (eAU), jede zweite Praxis sogar ausschließlich das digitale Verfahren. Viele berichteten allerdings von teils erheblichen technischen Schwierigkeiten. Kritisiert wurde zudem der hohe zusätzliche Zeit- und Arbeitsaufwand.

Nur 53 Prozent der Praxen, die mit der eAU arbeiten, gaben an, dass das Ausstellen und der Versand der eAU bis auf kleinere Probleme gut laufe. Fast die Hälfte berichtete, dass der digitale Versand zeitweise nicht mög­lich gewesen sei.

Ein Drittel beklagte zudem Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistern und -anbietern. Etwa zehn Prozent der Praxen berichtete darüber hinaus von Akzeptanzproblemen bei den Patienten. Fehlende Informa­tionen führten oftmals dazu, dass Ärzte umfassende Aufklärungsarbeit zu leisten hätten, was eigentlich Auf­gabe der Krankenkassen sei, hieß es.

Generell stört viele Ärzte der hohe Zeit- und Arbeitsaufwand. Viele kritisierten, dass das Ausstellen der eAU deutlich länger dauere als das Ausstellen einer Papier-AU. Das koste Zeit, die dann für die Patientenversor­gung fehle. Durch zusätzliche Papierausdrucke hätten die Praxen zudem doppelte Arbeit. Dies stellt insbeson­dere Praxen mit einem hohen Patientenaufkommen vor große Herausforderungen.

Ähnliche Probleme wie bei der eAU zeigen sich in der Umfrage beim E-Rezept, das ab September stufenweise im Praxisbetrieb getestet und ausgerollt werden soll. Knapp zehn Prozent der Arztpraxen, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben bereits erste Erfahrungen mit dem E-Rezept gesammelt. Größter Kritikpunkt: Die Ausstellung inklusive elektronischer Signatur dauere zu lange.

Auch wird der Ausdruck mit dem Rezeptcode, der für Patienten ohne Rezept-App erforderlich ist, sehr kritisch gesehen. Zu den am häufigsten genannten Problemen zählen ferner das Einlösen in der Apotheke und die fehlende Akzeptanz unter den Patienten – insbesondere ältere Menschen verstünden die Änderung nicht.

„Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass die Ärzteschaft der Digitalisierung offen gegenübersteht“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Thomas Kriedel. Um so ärgerlicher sei, dass die Technik nicht störungsfrei funktioniere und die Praxen mit der eAU und dem E-Rezept mehr Arbeit hätten als mit den alten Formularen.

„Dass Praxen zum Teil mehr als eine Minute warten müssen, bis die Daten für einen Patienten übertragen sind, ist bei einer Massenanwendung wie der eAU unhaltbar“, kritisierte Kriedel. Er forderte die Gematik zur Nachbesserung auf. „Wir brauchen praxistaugliche und funktionierende Prozesse“, stellte er klar.

Kriedel appellierte an Gematik und IT-Hersteller, die aufgezeigten Fehler und Probleme schnellstmöglich anzugehen. Das sei eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Einführung der eAU und des E-Rezepts. Zudem müssten die Krankenkassen endlich ihre Versicherten über die Umstellung informieren. Dies sei nicht Aufgabe der Praxen.

aha

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