Welche Bevölkerungsgruppen einen niedrigeren COVID-19-Impfstatus haben

Berlin – Seit Juni 2021 können sich alle Bürger ab 18 Jahren in Deutschland gegen COVID-19 impfen lassen. Die Bereitschaft zur Immunisierung hängt aber stark von sozialen Faktoren ab. Darauf weisen verschiedene Untersuchungen hin – eine differenzierte Analyse hat jetzt das Robert-Koch-Institut (RKI) vorgelegt (Journal of Health Monitoring 2023; DOI: 10.25646/11165).
Basis ist die 6. Welle der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2021). Dies ist eine bundesweite Querschnittsbefragung der in Deutschland lebenden Wohnbevölkerung, die seit 2008 regelmäßig im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) vom RKI durchgeführt wird.
Neben dem Gesundheitszustand werden in GEDA Informationen zum Gesundheitsverhalten, den Lebensbedingungen der Bevölkerung und der Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems erhoben. GEDA 2021 erfolgte zwischen Juli und Dezember 2021 als telefonische Befragung mittels eines programmierten, strukturierten Fragebogens.
Die Auswertungen basieren auf Daten von 4.954 teilnehmenden Personen ab 18 Jahren (2.576 Frauen, 2.378 Männer) mit gültigen Angaben zum COVID-19-Impfstatus. Es wurden nur Studienteilnehmende ab 18 Jahren in die Analysen einbezogen, da die COVID-19-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige erst während des Erhebungszeitraumes im August 2021 erfolgte.
Einflussfaktor Alter
Insgesamt geben 86,7 % der Befragten ab 18 Jahren an, bereits mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft zu sein (Frauen 87,3 %, Männer 86,2 %).
Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der COVID-19 Geimpften an: Während 79,1 % der jüngsten Altersgruppe (18 bis 39 Jahre) gegen COVID-19 mindestens einmal geimpft sind, liegt der Anteil in der Altersgruppe ab 60 Jahren, die zu Beginn der Impfkampagne priorisiert wurden, mit 94,2 % am höchsten. Dabei zeigen sich keine Geschlechterunterschiede.
Sozialer Gradient
Personen der niedrigen Bildungsgruppe weisen eine geringere Impfquote (82,5 %) auf als Befragte der mittleren (86,0 %) sowie hohen (91,5 %) Bildungsgruppe. Ein ähnliches Muster lässt sich für das Einkommensniveau feststellen: Während 78,1 % der niedrigen Einkommensgruppe gegen COVID-19 geimpft sind, gilt dies für 87,5 % der mittleren und 93,0 % der hohen Einkommensgruppe.
Regionale Unterschiede
Es zeigt sich ein Ost-West-Gefälle im COVID-19-Impfstatus. So liegt der Anteil der COVID-19 Geimpften in Westdeutschland (88,0 %) fast 10 Prozentpunkte höher als in Ostdeutschland (79,8 %). In Berlin liegt die Impfquote mit 87,1 % auf einem ähnlichen Niveau wie in Westdeutschland. Der Ost-West-Unterschied im COVID-19-Impfstatus ist bei den Männern stärker ausgeprägt als bei den Frauen.
Darüber hinaus sind im ländlichen Raum lebende Personen (83,5 %) seltener gegen COVID-19 geimpft als jene, die im städtischen Raum wohnen (88,6 %).
Migrationshintergrund
Laut Studie haben zugewanderte Personen eine niedrigere COVID-19-Impfquote (79,1 %) als Studienteilnehmende ohne Migrationsgeschichte (89,0 %).
„In Übereinstimmung mit bisherigen Befragungsstudien in Deutschland steigt der Anteil der COVID-19 Geimpften mit zunehmendem Alter, Einkommen und zunehmender Bildung an“, fassen die Autorengruppe die Ergebnisse zusammen. Darüber hinaus hätten die Merkmale Migrationsgeschichte, Wohnregion (Ost- versus Westdeutschland) und Stadt versus Land Einfluss auf die Impfbereitschaft.
„Die Ausführungen lassen jedoch nur begrenzt Rückschlüsse auf die Gründe für eine unterschiedliche Inanspruchnahme der COVID-19-Impfung zu“, argumentiert die Arbeitsgruppe. So sei beispielsweise nicht das Vorliegen einer Migrationsgeschichte an sich ursächlich für eine niedrigere Impfquote.
Wichtig sei vielmehr, die zugrundeliegenden Mechanismen und Erklärungsfaktoren zu berücksichtigen, die mit den jeweiligen sozialen Determinanten verknüpft seien – also zum Beispiel Sprachprobleme oder eine schlechtere Erreichbarkeit des Impfangebotes in ländlichen Regionen.
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