Medizin

Welche Bevölkerungsgruppen einen niedrigeren COVID-19-Impfstatus haben

  • Dienstag, 25. April 2023
/picture alliance, Zoonar, Waldemar Thaut
/picture alliance, Zoonar, Waldemar Thaut

Berlin – Seit Juni 2021 können sich alle Bürger ab 18 Jahren in Deutschland gegen COVID-19 impfen lassen. Die Bereitschaft zur Immunisierung hängt aber stark von sozialen Faktoren ab. Darauf weisen verschiedene Untersuchungen hin – eine differenzierte Analyse hat jetzt das Robert-Koch-Institut (RKI) vorgelegt (Journal of Health Monitoring 2023; DOI: 10.25646/11165).

Basis ist die 6. Welle der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2021). Dies ist eine bundesweite Querschnittsbefragung der in Deutschland lebenden Wohnbevölkerung, die seit 2008 regelmäßig im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) vom RKI durchgeführt wird.

Neben dem Gesundheitszustand werden in GEDA Informationen zum Gesundheitsverhalten, den Lebensbe­dingungen der Bevölkerung und der Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems erhoben. GEDA 2021 erfolgte zwischen Juli und Dezember 2021 als telefonische Befragung mittels eines programmierten, strukturierten Fragebogens.

Die Auswertungen basieren auf Daten von 4.954 teilnehmenden Personen ab 18 Jahren (2.576 Frauen, 2.378 Männer) mit gültigen Angaben zum COVID-19-Impfstatus. Es wurden nur Studienteilnehmende ab 18 Jahren in die Analysen einbezogen, da die COVID-19-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige erst während des Erhebungs­zeitraumes im August 2021 erfolgte.

Einflussfaktor Alter

Insgesamt geben 86,7 % der Befragten ab 18 Jahren an, bereits mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft zu sein (Frauen 87,3 %, Männer 86,2 %).

Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der COVID-19 Geimpften an: Während 79,1 % der jüngsten Alters­gruppe (18 bis 39 Jahre) gegen COVID-19 mindestens einmal geimpft sind, liegt der Anteil in der Altersgruppe ab 60 Jahren, die zu Beginn der Impfkampagne priorisiert wurden, mit 94,2 % am höchsten. Dabei zeigen sich keine Geschlechter­unterschiede.

Sozialer Gradient

Personen der niedrigen Bildungsgruppe weisen eine geringere Impfquote (82,5 %) auf als Befragte der mittle­ren (86,0 %) sowie hohen (91,5 %) Bildungsgruppe. Ein ähnliches Muster lässt sich für das Einkommensniveau feststellen: Während 78,1 % der niedrigen Einkommensgruppe gegen COVID-19 geimpft sind, gilt dies für 87,5 % der mittleren und 93,0 % der hohen Einkommensgruppe.

Regionale Unterschiede

Es zeigt sich ein Ost-West-Gefälle im COVID-19-Impfstatus. So liegt der Anteil der COVID-19 Geimpften in West­deutschland (88,0 %) fast 10 Prozentpunkte höher als in Ostdeutschland (79,8 %). In Berlin liegt die Impfquote mit 87,1 % auf einem ähnlichen Niveau wie in Westdeutschland. Der Ost-West-Unterschied im COVID-19-Impf­status ist bei den Männern stärker ausgeprägt als bei den Frauen.

Darüber hinaus sind im ländlichen Raum lebende Personen (83,5 %) seltener gegen COVID-19 geimpft als jene, die im städtischen Raum wohnen (88,6 %).

Migrationshintergrund

Laut Studie haben zugewanderte Personen eine niedrigere COVID-19-Impfquote (79,1 %) als Studienteilneh­mende ohne Migrationsgeschichte (89,0 %).

„In Übereinstimmung mit bisherigen Befragungsstudien in Deutschland steigt der Anteil der COVID-19 Ge­impften mit zunehmendem Alter, Einkommen und zunehmender Bildung an“, fassen die Autorengruppe die Ergebnisse zusammen. Darüber hinaus hätten die Merkmale Migrationsgeschichte, Wohnregion (Ost- versus Westdeutschland) und Stadt versus Land Einfluss auf die Impfbereitschaft.

„Die Ausführungen lassen jedoch nur begrenzt Rückschlüsse auf die Gründe für eine unterschiedliche Inan­spruch­nahme der COVID-19-Impfung zu“, argumentiert die Arbeitsgruppe. So sei beispielsweise nicht das Vorliegen einer Migrationsgeschichte an sich ursächlich für eine niedrigere Impfquote.

Wichtig sei vielmehr, die zugrundeliegenden Mechanismen und Erklärungsfaktoren zu berücksichtigen, die mit den jeweiligen sozialen Determinanten verknüpft seien – also zum Beispiel Sprachprobleme oder eine schlechtere Erreichbarkeit des Impfangebotes in ländlichen Regionen.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung