Welle schwerer Atemwegserkrankungen bringt Kinderkliniken an Belastungsgrenze

Berlin – Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) hat auf die schwierige Situation in vielen Kinderkliniken durch die Pflegepersonalregelung aufmerksam gemacht. Demnach rollt derzeit eine extreme Welle relativ schwerer Atemwegserkrankungen durch Deutschland, die vor allem Säuglinge und kleine Kinder betrifft. Sie bringt viele Kinderkliniken an den Rand ihrer Kapazitäten.
„In Nordrhein-Westfalen ist derzeit bereits die Verlegung der Kleinen aus übervollen Häusern in andere nur noch eingeschränkt möglich“, sagte VKD-Präsident Josef Düllings. Selbst Krankenhäuser, die noch freie Kapazitäten hätten, dürften die kleinen Patienten vielfach nicht mehr aufnehmen.
„Sie tun es oft dennoch, obwohl sie damit in Schwierigkeiten kommen können. Der Verordnungsgeber hat sie in ein ethisches Dilemma gebracht, das sofort aufgelöst werden muss“, forderte Düllings. Ursache dafür ist laut VKD die Verordnung zu den Pflegepersonaluntergrenzen, in die der Gemeinsame Bundesausschuss auch die Kinderheilkunde einbezogen hat.
Deshalb muss immer eine bestimmte Anzahl von Pflegekräften im Dienst sein. Falls das nicht gewährleistet ist – vielleicht durch Krankheit von Fachpersonal, Urlaub oder aus anderen Gründen – müssen Betten, vor allem auch Intensivbetten, gesperrt werden.
Geschieht das nicht, wird das Krankenhaus mit hohen Strafzahlungen belegt. „Was im vergangenen Jahr unter Coronabedingungen möglich war – die temporäre Aussetzung der Regelung für die Intensivstationen – muss nun im Sinne der kranken Kinder ebenfalls ermöglicht werden“, forderte Düllings.
Und das sehr zügig, denn die Welle werde nicht so bald wieder abebben. „Der Druck steigt weiter. Inzwischen berichten Geschäftsführer, dass von Hamm bis Kassel, von Minden bis Arnsberg nach dieser starren Regel kein krankes Kind mehr regulär aufgenommen werden dürfte“, sagte der Verbandspräsident.
Im Sinne der kranken Kinder und im Sinne der Kinderkliniken müsse der Gesetzgeber jetzt reagieren. „Jetzt – nicht erst in Wochen“, mahnte Düllings.
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