Weltbank bekommt neues Geschäftsmodell

Marrakesch – Die Weltbank will dafür sorgen, dass in ärmeren Ländern künftig mehr Geld in Klimaschutz und globale Gesundheit investiert wird. Bei ihrer Jahrestagung in Marrakesch gaben die Anteilseigner der Entwicklungsbank heute ein neues Leitbild. Ziel soll weiterhin die Bekämpfung von Armut sein – allerdings mit dem Zusatz „auf einem lebenswerten Planeten“.
Durch neue Kriterien bei der Vergabe der Weltbankkredite soll es sich für Staaten mehr lohnen, in Projekte zu investieren, die nicht allein zu ihrem eigenen Nutzen sind – etwa in den Schutz von Regenwäldern und bedrohten Arten oder in die Bekämpfung ansteckender Krankheiten.
„Damit kommt die Weltbank auf die Höhe der Zeit“, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). „Im 21. Jahrhundert kann man nur erfolgreich Armut bekämpfen, wenn man zugleich auch die natürlichen Lebensgrundlagen schützt.“ Die Weltbank werde künftig eine größere Rolle dabei spielen, die weltweite Energiewende zu schaffen, die nächste Pandemie zu verhindern oder den Regenwald zu schützen. Die Neuerungen im Detail:
Ärmere Länder, die aktuell viel Unterstützung bekommen, sehen die Neuausrichtung auch kritisch. Sie befürchten, dass die Weltbank zur „Klimabank“ wird – und sie selbst weniger vom Kuchen abbekommen. Schulze versuchte in Marrakesch zu beschwichtigen: Letztlich werde die Entwicklungsbank mehr Geld für Armutsbekämpfung und Klimaschutz bereitstellen können, weil sie ihr Potenzial besser ausschöpfe.
Beschlossen wurde in Marrakesch auch, dass Länder, die dem Klimawandel besonders ausgeliefert sind, im Fall einer Naturkatastrophe die Möglichkeit bekommen, ihre Schulden kurzfristig nicht zu bezahlen. So sollen sie mehr finanzielle Luft für die Krisenbekämpfung bekommen.
Doch das Problem bleibt: Die Weltbank muss mehr Geld mobilisieren. Dafür soll sie zum einen privates Kapital eintreiben, aber auch mehr Risiko für Finanzierung gerade in den ärmsten Ländern schultern, damit Investoren nicht weiter einen Bogen um diese machen. Dabei, so betont auch die Bundesregierung, dürfe aber das AAA-Rating der Weltbank – die höchste Bonitätsnote der Ratingagenturen – nicht in Gefahr geraten.
Im Frühjahr in Washington beschloss die Weltbank zudem bereits erste Maßnahmen, um ihre Finanzkraft auf zehn Jahre um 50 Milliarden US-Dollar zu steigern. Mit weiteren Instrumenten könnten mehr als 100 Milliarden mobilisiert werden.
„Wir erwarten sehr bald weiteren Fortschritt“, sagte Yellen. Doch die deutsche Regierung ist die einzige, die bisher eine belastbare Kapitalzusage gemacht hat, die das Ausleihvolumen der Weltbank um rund 2,5 Milliarden Euro erhöhen soll. Vielen Geberländern scheint gerade eher selbst die Kraft für Entwicklungshilfe auszugehen.
Die Entwicklungsorganisation One warnt, dass Warten noch viel teurer werden könnte. „Nichts ist so teuer wie eine verpasste Chance“, sagte Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer. „2023 war erneut ein Jahr vieler tödlicher Katastrophen – Weckrufe, die wir nicht länger überhören dürfen.“
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