Wenige FSME-Erkrankungen außerhalb von Risikogebieten

Erfurt – Die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt in Deutschland nur selten außerhalb der Risikogebiete auf. Erkrankungen außerhalb ausgewiesener Gebiete machten nur etwa vier Prozent der Fälle aus, sagte der Zeckenforscher Jochen Süss heute in Erfurt.
Wegen Reiseverkehrs, etwa Wanderurlaub in Risikogebieten, plädiere er dennoch deutschlandweit für eine Schutzimpfung gegen die Erkrankung. FSME kann im Extremfall tödlich verlaufen. Süss leitet von morgen an in Weimar einen internationalen Kongress zu von Zecken übertragenen Erkrankungen.
Die Zahl der FSME-Risikogebiete in Deutschland hat sich innerhalb von 20 Jahren nahezu verdreifacht. Derzeit hat das Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit 161 dieser Regionen ausgewiesen, darunter sind zehn in Süd- und Ostthüringen. 1998 seien es lediglich 63 gewesen, sagte Süss. Im heißen und trockenen Sommer des vergangenen Jahres waren in Deutschland 583 Fälle der Erkrankung gemeldet worden – der bisherige Höchstwert.
Süss zufolge sind nur etwa bis zu zwei Prozent der in Deutschland heimischen Zeckenarten mit dem FSME-Virus belastet. Bei einem Stich gelangt er über das Blut in den Körper. Auf diese Weise funktioniert auch die um ein Vielfaches häufigere Infektion mit Borrelien, die Borreliose auslösen. In Deutschland erkranken daran nach Schätzungen jährlich zwischen 50.000 und 100.000 Menschen.
Unklar ist aus Sicht der Wissenschaftler derzeit, wie sich der trockene Sommer 2018 auf den diesjährigen Zeckenjahrgang und die Häufigkeit der von den Spinnentieren übertragenen Krankheiten auswirkt. Dies lasse sich schlecht prognostizieren, sagte der Biologe und Co-Tagungsleiter Olaf Kahl. Ohnehin hänge die Häufigkeit von FSME oder Borreliose letztlich vom Freizeitverhalten der Menschen ab: „Bei schönem Wetter gehen sie schlicht häufiger ins Freie.“
In Deutschland sind etwa 20 Zeckenarten heimisch, die bekanntesten sind der Holzbock und die Auwaldzecke. Seit einigen Jahren wurden auch einzelne Tiere der aus Nordafrika und Südeuropa eingewanderten Hyalomma-Zecken nachgewiesen. Dem Experten zufolge gelangen sie mit dem Vogelzug aus dem Süden nach Mittel- und Nordeuropa. Zur Erforschung ihrer Verbreitung regte Kahl eine gezielte und flächendeckende Suche und statistische Erfassung an. Zu dem Kongress in Weimar werden bis Samstag rund 180 Wissenschaftler aus 30 Ländern erwartet.
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