Weniger als ein Drittel der bestellten Schutzmasken eingetroffen

Berlin – Von den etwa zwei Milliarden Atemschutzmasken, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) weltweit eingekauft hat, sind bislang erst rund 600 Millionen in Deutschland angekommen.
Rund 1,5 Milliarden Masken müssten bis zum Herbst noch eintreffen. Einen entsprechenden Bericht der Welt bestätigte vorgestern ein BMG-Sprecher. Er betonte dabei: „Es gibt kein Maskenproblem in Deutschland.“ Die Versorgung sei gewährleistet.
Die Ware wurde größtenteils in China bestellt. Empfänger in Deutschland sind zum einen die Bundesländer, die die Masken dann an die Krankenhäuser weitergeben, und zum anderen die Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, die sie an die niedergelassenen Ärzte verteilen.
„Die Lager der Kassenärztlichen Vereinigungen sind voll, die Lager der Länder sind voll, wir können zum Teil gar nicht mehr anliefern“, sagte ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Der Eindruck, dass es wegen der ausstehenden Lieferungen einen Maskenengpass gebe, sei falsch.
Bereits in einer Risikoanalyse aus dem Jahr 2012 sei auf die Bedeutung von medizinischem Schutzmaterial hingewiesen worden, schrieb die Welt weiter. Aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion gehe aber hervor, dass die Bundesministerien zum Stichtag 31. Dezember 2019 lediglich rund 150.000 Masken mit dem FFP-Qualitätsstandard und 1,9 Millionen einfache OP-Masken bereitgehalten hätten.
„Die Antworten offenbaren ein Desaster bei der Versorgung mit Schutzausrüstungen“, kritisierte FDP-Gesundheitsexperte Wieland Schinnenburg gegenüber der Zeitung. Zu Beginn der Coronapandemie seien gerade einmal 0,04 Prozent des Jahresbedarfs an Masken vorrätig gewesen.
Unterdessen gibt es Zahlen, wonach das Geschäft mit Schutzmasken in der Coronakrise boomt. Von Januar bis Ende Mai sind Umsätze und Preise von Atem- und Mundschutz rasant gestiegen, wie aus Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervorgeht.
Den stärksten Umsatzzuwachs mit nahezu 14.200 Prozent gab es demnach beim Verkauf im Großhandel. Der Preis pro Schutzmaske erhöhte sich dort im Schnitt um rund 509 Prozent. Auch die Lebensmittel- und Drogeriemärkte verzeichneten mit knapp 8.000 Prozent ein starkes Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei Preiserhöhungen um etwa 254 Prozent.
„Schutzmasken sind in Windeseile aus der Nische für spezielle Anwendungsfälle zum neuen Alltagsprodukt geworden“, sagte Bettina Arleth, Handels-Expertin bei Nielsen. Grund für das enorme Plus sei die Verfügbarkeit im April, aber auch der Preisanstieg durch die hohe Nachfrage. Der Mundschutz sei bis zur Coronapandemie vor allem von staubgeplagten Handwerkern oder im medizinischen Bereich genutzt worden – heute sehe die Welt ganz anders aus, sagte Arleth.
Die geringste Umsatzsteigerung gab es bei Baumärkten (plus 99,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank hier der Durchschnittspreis sogar (minus 46,4 Prozent). Das hat laut Nielsen vor allem mit der Erweiterung des Sortiments um einfachere und damit günstigere Schutzmasken zu tun. Dadurch verringerte sich der durchschnittliche Einzelpreis.
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