Weniger Besuche bei Fachärzten

Hamburg − In der Hochphase der Coronapandemie in Deutschland ist die Zahl der Facharztbesuche offenbar deutlich zurückgegangen. Dies geht aus einer bundesweiten Umfrage des NDR hervor, über die der Sender heute berichtet.
Demnach äußerten Vertreter von Berufsverbänden, Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen die Sorge, die Zurückhaltung könne zu teils lebensbedrohlichen Verschlechterungen der Gesundheit der Patienten geführt haben.
Kardiologen und Onkologen melden für ihre Patienten, die in der Regel zu einer Risikogruppe gehören, Rückgänge der Termine zwischen 30 und 50 Prozent. Zahnärzte verzeichnen den Angaben zufolge ein Minus von bis zu 80 Prozent.
Bei vielen Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen nahmen die Anfragen laut Umfrage um bis zu 50 Prozent ab. Besonders stark war der Rückgang demnach von Mitte März bis Anfang Mai. Bei den Zahlen handelt es sich um Schätzungen, bis das laufende Quartal abgerechnet ist.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) befürchtet, dass sich Krankheiten verschlimmert haben könnten. „Patienten suchten möglicherweise nicht den Hausarzt auf oder erhielten zwar eine Überweisung des Hausarztes zum Onkologen, nahmen diese aber nicht wahr“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen dem NDR.
Nach Worten von Heribert Brück vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) werden Patienten, die kürzliche Termine abgesagt haben, nun als Notfälle angemeldet.
Der Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO) sieht einige Krankheitsbilder, die keinen Aufschub in Diagnostik und Therapie erlaubten. Dies betreffe insbesondere akut verlaufende Erkrankungen wie spezielle Leukämien oder Tumoren, die zu erheblichen Schäden führen könnten, erklärte der BNHO-Vorsitzende Wolfgang Knauf.
Facharztbesuche sollten laut den Experten unbedingt wieder wahrgenommen werden. Die Praxen der Kardiologen arbeiten derzeit laut ihrem Verband am Limit; Hämatologen und Onkologen sehen dagegen keine Engpässe.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen in Bund und Ländern empfehlen, Termine beizeiten zu vereinbaren, sehen derzeit aber außer etwa bei Psychotherapeuten keine größeren Kapazitätsengpässe.
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