Vermischtes

Weniger Infektionen durch Blut und sexuelle Kontakte bei Drogenkonsumenten

  • Freitag, 23. Februar 2024
/picture alliance, Wolfram Steinberg
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Berlin – In Deutschland leiden Menschen mit injizierendem Drogenkonsum seltener unter Infektionen, die durch Blut oder sexuelle Kontakte übertragen werden. Das hat die zweite Druck-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) ergeben.

Trotz eines positiven Trends gegenüber der ersten Druck-Studie von vor zehn Jahren sieht das Studienteam weiter Handlungsbedarf: Zum Beispiel zeichne sich ab, dass Deutschland das Ziel der Weltgesundheitsorgani­sa­tion (WHO) nicht erreichen werde, Hepatitis-C-Virusinfektionen bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.

Deutschland hat sich den Eliminierungszielen der WHO von HIV, Hepatitis B und C bis 2030 verschrieben und 2016 die „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C (HBV, HCV) und anderen sexuell übertragba­ren Infektionen (STI) bis 2030“ publiziert.

Die erste Druck-Studie hatte 2011 bis 2014 neben teils hohen Prävalenzen der genannten Infektionen bei Drogenkonsumenten Verbesserungsbedarf bei Prävention und Versorgung identifiziert. Die jetzt vorliegende Druck-Studie 2.0 soll den aktuellen Stand erheben und zu einem nationalen Monitoringsystem beitragen.

Dafür wurden in Berlin und in sechs Städten in Bayern von Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten Drogen injiziert hatten, Blutproben auf HBV, HCV, HIV und Syphilis getestet und mit einem Fragebogen Daten zu Soziodemografie, Risiko- und Schutzverhalten und Versorgung erhoben. Die Datenerhebung erfolgte über Substitutionspraxen und niedrigschwellige Einrichtungen der Drogenhilfe.

Die Prävalenz von HCV-Infektionen ist in der Gesamtstudienpopulation von 44 Prozent in der ersten Druck-Studie auf 27 Prozent in der aktuellen Erhebung gesunken. Der Anteil an Teilnehmenden mit einer aktiven HBV-Infektion war weiterhin niedrig.

Keine HBV-Infektionen zeigten sich bei Personen unter 25 Jahren – laut dem Studienteam ein Hinweis auf einen effektiven Impfschutz wahrscheinlich durch Impfung im Kindesalter. Die HIV-Prävalenz lag bei 2,4 Prozent und damit deutlich niedriger als in der ersten Druck-Studie (fünf Prozent), in beiden Studien jedoch mit deutlichen regionalen Unterschieden.

„Aufgrund der kleinen Studienpopulation dieser Pilotstudie ist allerdings unklar, ob es sich hier um eine Verzerrung oder um eine tatsächlich niedrigere HIV-Prävalenz bei Menschen mit aktuellem injizierendem Drogenkonsum handelt“, schreibt das Studienteam.

In Druck 2.0 wurde die Testung auf Syphilis als Indikatorerkrankung für sexuell übertragbare Erkrankungen neu aufgenommen. Es wurden aber keine aktiven Infektionen entdeckt, der Anteil ausgeheilter Syphilisinfek­tionen lag bei 1,7 Prozent.

„Die Ergebnisse zeigen erfreuliche Fortschritte, aber auch bestehende Mängel“, zieht das Studienteam ein Fazit. Anlass zur Sorge gäben das unverändert häufige Teilen von Konsumutensilien, der hohe Anteil von Drogengebrauchenden mit Hafterfahrung und Drogenkonsum in Haft, und die zunehmende berichtete Obdachlosigkeit, so die Wissenschaftler.

hil

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