Wer Nichtraucher werden will, sollte Nichtdampfer bleiben

Berlin – Die Deutschen Lungenfachärzte warnen nachdrücklich davor, E-Zigaretten als Mittel zum Tabakausstieg zu nutzen. Es sei nicht nachgewiesen, dass das Dampfen die Entwöhnung von der Zigarette erleichtere, zudem bergen E-Zigaretten eigene Gesundheitsrisiken.
Das war die Botschaft der Pneumologen auf ihrer Pressekonferenz anlässlich des 61. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) im Vorfeld zum diesjährigen Weltnichtrauchertag Ende Mai.
Wulf Pankow, ehemaliger Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie am Vivantes Klinikum Neuköln in Berlin, verwies auf der Pressekonferenz auf die neue S3-Leitlinie. Diese empfehle ebenfalls das Dampfen ausdrücklich nicht als Methode, um vom Glimmstängel loszukommen, sagte Pankow, der jetzt Ärztlicher Leiter des Coronabehandlungszentrums Jafféstraße in Berlin ist.
Man müsse sogar befürchten, dass die E-Zigarette ihrerseits Abhängigkeit fördere, nämlich die von Nikotin. Und es sei im Gegenteil sogar zu vermuten, dass der Versuch, sich mit Hilfe der E-Zigarette zu entwöhnen, das Rückfallrisiko eher erhöhe.
Dies legten jedenfalls die Erkenntnisse aus einer aktuellen Metaanalyse nahe, für die Daten von Rauchern und Dampfern aus den USA, Großbritannien und Frankreich ausgewertet worden waren (DOI: 10.18332/tpc/132964). Danach hatte sich das Rückfallrisiko verdoppelt. Das ist die erste überzeugende Evidenz, die die zahlreichen Verlautbarungen widerlegt, die E-Zigarette könne dabei helfen, vom traditionellen Rauchen loszukommen.
Pankow gab zu bedenken, dass ein Großteil derer, die versuchten, vom Tabakrauch loszukommen, sich am Ende als sogenannte „Double-User“ wiederfänden: Als Doppelkonsumenten von E-Zigarette und herkömmlicher Zigarette. „Rund 85 Prozent konsumieren hierzulande schließlich beides, in Österreich sind es 68 Prozent, in Frankreich 63 Prozent“, listete der Pneumologe auf. Daran lasse sich ablesen, dass dies vielerorts ein bekanntes Phänomen und damit eine reale Gefahr darstelle.
Es gebe Hinweise, dass dieser Doppelkonsum als noch gesundheitsschädlicher angesehen werden müsse als die isolierte Nutzung einer der Varianten, so Pankow. Denn es addieren sich die Schadstoffe im Tabakrauch zu denen des Aerosols, worauf die neue Stellungnahme des Aktionsbündnisses Nichtrauchen zu E-Zigaretten aufmerksam macht.
Die meisten Raucher, die aufhören wollten, setzten sich ein Datum, an dem sie fortan keine Zigarette mehr anrühren wollten. „Das ist natürlich die beste Methode“, urteilt Pankow. Allerdings sollten jene, die das einige Male vergeblich versucht hätten, sich professionelle Hilfe holen, empfiehlt er. Hier käme die Verhaltenstherapie in Frage, die auf das Einüben des Verzichts abzielt.
„Unterstützend können hier Nikotinersatzprodukte wie Nikotinpflaster hilfreich sein, aber auch Medikamente“, erläuterte der Lungenfacharzt. Die zwei wichtigsten Präparate sind der partielle Agonist des nikotinischen Acetylcholinrezeptors α4β2, Vareniclin, und das Antidepressivum Bupropion.
Alle Ansätze sind geprüft effektiv, eine Kombination kann die Wirksamkeit sogar noch steigern, jedoch: „In Deutschland gelten diese Präparate als ‚lifestyle‘-Substanzen, nicht als Medikamente“, rügt Pankow. Denn das hat zur Folge, dass die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür nicht tragen müssen, der Raucher muss seine Entwöhnung mithin selbst bezahlen.
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