Werbeverbot von rezeptfreien Schmerzmitteln gefordert

Berlin – Werbung für rezeptfreie Schmerzmittel sollte verboten werden. Das fordert der Arzneimittelexperte Gerd Glaeske, der an der Universität Bremen forscht und lehrt.
In der Werbung würden frei verkäufliche Analgetika oft als schnelle, unproblematische Lösung für Alltag und Sport angepriesen, sagte Glaeske im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ). „Das verführt zu einer freizügigen Einnahme und fördert Missbrauch“, ist er überzeugt. „Ein Warnhinweis auf der Verpackung reicht nicht!“
Rund 100 Millionen Packungen rezeptfrei erhältlicher Schmerzmittel werden in Deutschland jährlich verkauft. Dass Ibuprofen und vergleichbare Schmerzstiller nicht von einem Arzt verschrieben werden müssen, würde viele zu dem Glauben verleiten, sie hätten keine Nebenwirkungen, so Glaeske: „Das ist ein gesellschaftliches Problem“.
Hintergrund seiner Forderung ist ein kürzlich veröffentlichter Bericht des ARD-Dopingstudios und des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv.
Demnach nehmen im Fußballmilieu nicht nur Profispieler sondern auch Hobbysportler regelmäßig Analgetika, um leistungsfähig zu bleiben. „Und das ist bereits Missbrauch“, meint Glaeske, „diese Schmerzmittel sind nicht für den prophylaktischen Gebrauch vorgesehen.“
Die Recherche deutet ein massives Missbrauchsproblem auch im Breitensport an. Die Rede ist von über 1.100 Amateurspielern, von denen mehr als die Hälfte angab, mehrmals pro Saison Schmerzmittel zu nehmen – 40 Prozent davon präventiv.
Repräsentativ sind diese Zahlen jedoch nicht. Im Gegensatz zum Profisport gibt es bisher keinerlei gesicherte Erkenntnisse über den Schmerzmittelgebraucht von Amateur- und Hobby-Sportlern. Wissenschaftler wollen das nun ändern.
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