Krebsexperten dringen auf mehr Präventionsforschung

Heidelberg/Bonn – Die Deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) appellieren an die Politik, Präventionsmaßnahmen für die Krebsbekämpfung konsequenter umzusetzen und die Präventionsforschung in Deutschland zu stärken.
„Die Möglichkeiten der Krebsprävention sowie der Präventionsforschung werden bislang völlig unzureichend genutzt“, kritisierte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge könnte die Zahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen von aktuell 510.000 auf 600.000 im Jahr 2030 steigen. Neben der demografischen Entwicklung spielen Lebensstilfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum, häufiges Sonnenbaden und Solarienbesuche eine große Rolle.
Auch bestimmte Infektionen tragen zum Entstehen von Krebs bei. Vermeidbare Krebsrisikofaktoren verursachen in Deutschland laut DKFZ und Krebshilfe rund 40 Prozent aller neu auftretenden Krebserkrankungen.
„Die Krebsprävention und Krebsfrüherkennung könnten unsere schärfsten Waffen gegen Krebs werden“, sagte der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Michael Baumann. Er kritisierte, in Deutschland herrsche „ein eklatanter Mangel an langfristiger und zielgerichteter Forschung und auch die Umsetzung unseres Wissens ist unzureichend.“
Die Deutsche Krebshilfe und das DKFZ haben ein „Memorandum zur Krebs-Präventionsforschung in Deutschland“ erarbeitet. Danach fehlt es neben zielgerichteter Präventionsforschung und der Umsetzung von Maßnahmen an koordinierten und langfristig angelegten Informationskampagnen sowie einer flankierenden Evaluationsforschung.
Die bisherigen Aktivitäten der Krebsprävention und -früherkennung sind laut Memorandum unzureichend auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ausgerichtet und Menschen mit hohem Krebsrisiko würden nicht erreicht.
„Wir brauchen geeignete Strukturen sowie den gesundheitspolitischen Willen, der Bevölkerung mittels geeigneter Maßnahmen eine gesunde Lebensweise sowie die Inanspruchnahme der Krebsfrüherkennung zu erleichtern“, sagte Thomas Seufferlein, Vorsitzender des Fachausschusses „Krebsprävention und -früherkennung“ der Deutschen Krebshilfe.
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