Ausland

WHO hebt Gesundheitsnotstand wegen Corona auf

  • Freitag, 5. Mai 2023
/picture alliance, EPA, Martial Trezzini
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Genf – Die Coronapandemie gilt nicht mehr als internationaler Gesundheitsnotstand. Der Chef der Weltge­sundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, verkündete heute in Genf die Aufhebung der höchsten Alarmstufe, die bei einer Bedrohung verhängt werden kann.

„Die Pandemie folgt seit einem Jahr einem nachlassenden Trend“, sagte Tedros und verwies auf die gestiegene Immunität durch Impfungen und Infektionen. Konkrete Auswirkungen hat die Entscheidung nicht, weil jedes Land für sich bestimmt, welche Schutzmaßnahmen es verhängt.

Das Virus SARS-CoV-2 ist damit nicht besiegt, wie Tedros betonte. Es zirkuliert weiter in der Welt, ist gefähr­lich und kann jederzeit noch gefährliche Varianten entwickeln. Dennoch folgte die WHO der Empfehlung eines unabhängigen Expertenausschusses, weil sie überzeugt ist, dass die Welt gute Werkzeuge hat, um die Menschen vor dem Virus zu schützen.

Dazu gehören neben den Impfstoffen und Medikamenten auch Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Mas­ken oder das Abstand halten in vollen und schlecht belüfteten Innenräumen. Allein das solidarische UN-Impf­programm Covax hat einer Analyse zufolge bis Ende 2022 in Ländern mit niedrigen Einkommen 2,7 Millionen Menschenleben durch Coronaimpfungen gerettet.

Nach WHO-Statistiken erleben deutlich weniger Menschen einen schweren Verlauf der Krankheit COVID-19 als zu Beginn der Pandemie, als es noch keine Impfstoffe und Medikamente gab. Dennoch wurden der WHO allein vom 3. bis 30. April dieses Jahres nahezu 2,8 Millionen neue Infektionen und über 17.000 Todesfälle gemeldet. Da aber in vielen Ländern kaum noch getestet wird, gilt dies nicht als akkurates Bild der Lage.

Wenn die WHO einen Gesundheitsnotstand ausruft, will sie Regierungen und die Öffentlichkeit aufrütteln, damit sie eine Bedrohung ernst nehmen und sich vorbereiten. Welche konkreten Empfehlungen oder Ein­schränkungen verhängt werden, entscheidet jede Regierung für sich.

Die WHO gibt lediglich Empfehlungen ab. Die WHO appelliert nach wie vor an die Regierungen, nicht zur Tagesordnung überzugehen. Seit Monaten bittet sie, dass mehr Coronatests durchgeführt und Viren gene­tisch untersucht werden. Nur so sei eine Übersicht über die Verbreitung möglicher neuer Varianten möglich.

Als die WHO den Coronagesundheitsnotstand am 30. Januar 2020 ausrief, waren außerhalb Chinas rund 100 Infektionen in rund 20 Ländern bekannt und keine Todesfälle. Inzwischen wurden der WHO zufolge weltweit rund 765 Millionen Infektionen und gut 6,9 Millionen Todesfälle gemeldet. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Unter anderem werden Todesursachen nicht überall korrekt zugeordnet.

Heute sagte Ghebreyesus durch die Coronapandemie seien weltweit mindestens 20 Millionen Menschen ums Leben gekommen. Mitte März hatte Tedros noch gesagt, es gebe es „fast sieben Millionen gemeldete Coro­na­tote“, die tatsächliche Opferzahl sei aber viel höher.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) führt mehr als 173.000 Todesfälle in Deutschland auf eine Coronainfektion zu­rück. Die meisten der vielfältigen Coronaschutzmaß­nahmen wurden hierzulande bereits vor Monaten aufge­hoben.

Die WHO hat seit 2005 sieben Mal einen Gesundheitsnotstand ausgerufen – offiziell eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ (PHEIC – Public Health Emergency of International Concern). Der Coronanotstand war der zweitlängste.

Der längste gilt für Polio und besteht seit 2014. Seit Juli 2022 gilt auch eine Notlage wegen Affenpocken. Notlagen wurden auch wegen des Influenza-A-Virus H1N1 (2009-2010), wegen Ebola in Westafrika (2014-2016), Zika (2016) und Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (2019-2020) ausgerufen.

dpa/afp

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