WHO-Resolution zur Stärkung der Gesundheit indigener Völker verabschiedet

Genf – Die Weltgesundheitsversammlung hat eine Resolution zur Gesundheit indigener Völker verabschiedet, in der der WHO-Generaldirektor aufgefordert wird, einen entsprechenden globalen Aktionsplan zu entwickeln und ihn der 79. Weltgesundheitsversammlung im Jahr 2026 vorzulegen.
Obwohl indigene Völker weltweit vielfältige Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften repräsentieren, haben sie im Allgemeinen eine deutlich geringere Lebenserwartung als nicht indigene Bevölkerungsgruppen, hieß es vorgestern zur Begründung.
So wiesen sie eine höhere Prävalenz zahlreicher Krankheiten und gesundheitlicher Beeinträchtigungen auf – darunter Diabetes, Mütter- und Kindersterblichkeit und Unterernährung.
Die Weltgesundheitsversammlung forderte auch, dass der Aktionsplan in Absprache mit indigenen Völkern entwickelt wird. Darüber hinaus solle die WHO den Mitgliedstaaten auf Anfrage Unterstützung bei der Verbesserung der indigenen Gesundheit leisten. Auch solle die Verbesserung der Gesundheit indigener Völker in die Entwicklung des Vierzehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms der WHO einbezogen werden.
Zudem fordert die Gesundheitsversammlung die WHO-Mitgliedstaaten auf, nationale Gesundheitspläne, Strategien oder andere Maßnahmen für indigene Völker zu entwickeln, zu finanzieren und umzusetzen. Dabei solle die Gewinnung, Ausbildung und Einbindung indigener Völker als Gesundheitspersonal unter Berücksichtigung traditioneller Kenntnisse und Praktiken angestrebt werden.
Die Rechter indigener Völker werden in vielen Ländern nicht ausreichend berücksichtigt und geschützt. So hat die brasilianische Abgeordnetenkammer jüngst ein von der linken Regierung Brasiliens als Instrument zum Völkermord kritisiertes Gesetz gebilligt, das die Ausweisung von Schutzgebieten für Indigene begrenzen soll.
283 Parlamentarier stimmten gestern für die Initiative, 155 dagegen. Die Zustimmung in der Abgeordnetenkammer wurde als Niederlage der Regierung gewertet. Der Text wird nun dem Senat zur Bestätigung weitergeleitet, bevor er Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vorgelegt wird, der noch sein Veto einlegen kann.
Das Gesetz sieht vor, dass nur Land als Schutzgebiet ausgewiesen werden kann, das am Tag der Verkündung der Verfassung am 5. Oktober 1988 von indigenen Völkern bewohnt wurde. Kritiker bemängeln, dass Indigene dann keine Stammesgebiete mehr zurück bekommen könnten, aus denen sie bereits zuvor vertrieben wurden.
Zudem könnten Eindringlinge, die indigene Gebiete zurückgeben mussten, Anspruch auf Entschädigung anmelden. Ferner könnte es künftig eine rechtliche Grundlage dafür geben, isolierte indigene Völker zu kontaktieren, beispielsweise um „staatliche Maßnahmen von öffentlichem Nutzen zu vollstrecken.“
Die Ministerin für indigene Völker, Sônia Guajajara, kritisierte die Gesetzesinitiative. „Das Projekt stellt einen gesetzmäßigen Völkermord dar, weil es isolierte Völker direkt betrifft. Es erlaubt Dritten den Zugang zu Gebieten, in denen Menschen leben, die noch keinen Kontakt zur Gesellschaft hatten“, sagte sie.
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