WHO weiht erstes mRNA-Technologiezentrum in Afrika ein

Kapstadt – Die Impfstoffproduktion in Afrika ist einen wichtigen Schritt vorangekommen: Im südafrikanischen Kapstadt hat die Weltgesundheitsorganisation WHO gestern feierlich ein Technologiezentrum für mRNA-Impfstoffe eingeweiht.
Ziel des sogenannten mRNA-Hub ist es, Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen den Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen zu ermöglichen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus würdigte die Einrichtung des neuen Zentrums als historischen Schritt.
Es solle dafür sorgen, dass sich die ungleiche Impfstoffverteilung, wie sie während der Coronapandemie bestand, nicht wiederhole, sagte Tedros. „Damals standen Südafrika und der Rest der Entwicklungsländer ganz hinten in der Schlange“, erinnerte Südafrikas Wissenschaftsminister Blade Nzimande.
Nach Angaben von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wird nur ein Prozent der in Afrika verwendeten Impfstoffe auch dort hergestellt. „Das ist nicht fair und nicht nachhaltig“, erklärte sie in Berlin.
Es sei eine der Lehren der Coronapandemie, „dass diese massive Ungleichheit der Welt nicht gut tut“. In Afrika hergestellte Impfstoffe seien „eine gute Versicherung gegen künftige Pandemien“. Sie könnten zudem helfen, andere Krankheiten wie Malaria zu bekämpfen.
Eines der Ziele des mRNA-Technologiezentrum in Kapstadt ist es auch, mit 15 Partnern weltweit Produktionskapazitäten für mRNA-Impfstoffe in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen aufzubauen. Das Projekt in Kapstadt wird von dem südafrikanischen biopharmazeutischen Unternehmen Biovac, dem Biotechnologieunternehmen Afrigen und dem South African Medical Research Council geleitet.
Das Zentrum hat bereits eine mRNA-Impfstoffproduktion im Labormaßstab aufgebaut. Derzeit ist es dabei, die Produktion von Coronaimpfstoffen des Unternehmens Moderna im kommerziellen Maßstab auszuweiten, die sich auch bei hohen Temperaturen relativ gut aufbewahren lassen.
Das „Hub“ hat zudem das Potenzial, die Herstellungskapazitäten auf andere Impfstoffe und Produkte zu erweitern, zum Beispiel Insulin zur Behandlung von Diabetes, Krebsmedikamente und möglicherweise Impfstoffe gegen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und HIV.
Die bisherige Finanzierung beläuft sich auf 117 Millionen Dollar (knapp 107 Millionen Euro). Sie werden hauptsächlich von der Europäischen Union, Frankreich, Deutschland und Kanada bereitgestellt.
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