Wirtschaftsinstitut sieht Lösungsmöglichkeiten für Pflegekraftmangel

Berlin – Der medizinische Fortschritt und das verbesserte Gesundheitsverhalten der Menschen könnte den häufig prognostizierten Pflegekräftemangel in Deutschland entschärfen. Das berichtet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie.
Prognosen gehen aufgrund der demografischen Entwicklung in der Mitte des Jahrhunderts von einer Arbeitskräftelücke von bis zu einer Million aus. „Wenn wir zusätzlich die Attraktivität des Pflegeberufes steigern könnten, ließe sich der Fehlbedarf wesentlich reduzieren“, sagte die DIW-Expertin Erika Schulz.
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den Jahren 1999 bis 2009 von ungefähr zwei Millionen um 20 Prozent auf 2,4 Millionen erhöht und könnte rein demografisch bedingt bis zum Jahr 2050 auf 4,9 Millionen steigen. Den Pflegebedürftigen stehen heute etwa knapp 900.000 professionelle Pflegekräfte gegenüber. Da ein Großteil von ihnen nur geringfügig oder teilzeitbeschäftigt ist, entspricht dies laut dem DIW etwa 630.000 Vollzeitstellen.
Demnach wären – bei gleichbleibender Betreuungsquote – im Jahr 2050 etwa 1,5 Millionen Vollzeitkräfte erforderlich. Hinzu kommt ein zusätzlich zu erwartender Bedarf von etwa 16.000 Arbeitskräften zur Unterstützung der familiären Pflege, da die Belastung der pflegenden Familienangehörigen ebenfalls wegen des demografischen Wandels deutlich zunehmen wird.
Diese Zahlen beziehen aber laut DIW weder medizinischen Fortschritt noch das bessere Gesundheitsverhalten der Menschen ein. „Wenn es gelingt, den Eintritt der Pflegebedürftigkeit um fünf Jahre in höhere Lebensalter zu verschieben, könnte der Pflegekräftebedarf auf etwa 850.000 gesenkt werden“, hieß es aus dem DIW.
Parallel dazu sollte es attraktiver werden, in der Pflege zu arbeiten, „nicht zuletzt durch eine Angleichung der Löhne an andere Gesundheitsbereiche und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen“, so das Institut. Es wies daraufhin, dass sich die Arbeitskräftelücke allein durch Zuwanderung nicht verhindern lasse, weil der demografische Wandel auch die anderen Staaten der Europäischen Union betreffe.
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