Wissenschaft: Angst vor Karriereknick bei Familiengründung übertrieben
Hannover – Eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen, beeinflusst eine Karriere in der Wissenschaft offenbar weniger, als oftmals angenommen. Das gilt vor allem für bereits promovierte Frauen. So berichtet es das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).
Es hat dazu Promovierende und Wissenschaftler beider Geschlechter und verschiedener Fachrichtungen an 23 zufällig ausgewählten Hochschulen in Deutschland befragt. Im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage wertete das DZHW über 4.000 Fragebögen aus und führte zusätzlich mit einzelnen Nachwuchswissenschaftlern und ihren Partnern persönliche Interviews zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Wissenschaft. Gefördert wurde die Studien durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
„Mit der Geburt des ersten Kindes entschieden sich Akademikerinnen früher häufig dafür, ihre Karriere an der Hochschule zu beenden und in einer anderen Branche eine neue Stelle zu suchen“, erläuterte Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW. Dies hat sich offenbar geändert. Bei den befragten promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben laut Studie bereits 40 Prozent Kinder, während bei Promovierenden 28 Prozent Eltern sind. Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung und die Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen beispielsweise bei der Kinderbetreuung ermutigten junge Wissenschaftler, an ambitionierten Karrierezielen in der Wissenschaft festzuhalten.
Die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben außerdem an, dass die Arbeitszeiten sowie eine verlässliche und langfristige Perspektive gewichtige Gründe für oder gegen eine akademische Karriere seien. Die vertiefend zur Online-Befragung durchgeführten Paarinterviews zeigten, dass die Nutzung von beruflichen Handlungsspielräumen oftmals erst möglich wird, wenn sich der jeweilige Partner ebenfalls intensiv in die Erziehungsarbeit einbringt.
„Der stärkste und konsistenteste Effekt auf die Verbleibsabsicht geht vom Persönlichkeitsmerkmal Selbstwirksamkeitserwartungen aus“, schreiben die DZHW-Autoren. Gemeint ist damit die individuelle Einschätzung darüber, dass man in der Lage ist, die wissenschaftlichen Anforderungen zu bewältigen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: